Wer eine Ausbildung als Chemielaborant, Chemotechniker, Chemieingenieur, Chemiker oder anderer naturwissenschaftlicher Berufe mit experimentellen Aufgabenstellungen aus den Bereichen Chemie und Physik hinter sich gebracht hat, der hat irgendwann auch einmal gelernt einfache Tätigkeiten des Ausbildungsberufes Glasapparatebauer/-in selbst auszuführen. So wird er/sie wissen, dass man Glasrohre oder Glasstäbe nicht einfach brechen kann, um sie auf eine gewünschte Länge zu verändern, sondern dass man durch Anritzen eine Sollbruchstelle erzeugen und dann schnell und konsequent brechen muss. Eine gesamte Glasapparatur aber herzustellen, das erkennt man schnell, erfordert eine Menge an Erfahrung und handwerklichem Können, so dass man sich besser mit einer Handskizze zum/zur Glasapparatebauer/-in aufmacht.
Glasapparatebauer/-innen kennen den Rohstoff Glas genau, um ihn mit Gebläseflamme, Handwerkzeug, geschicktem Anblasen, Drehen und Wenden in eine gewünschte Form zu bringen. Für chemische Anwendungen greifen sie besonders auf Borosilicatglas zurück, weil es sehr widerstandsfähig ist und auf Temperaturwechsel relativ unempfindlich reagiert. Spezieller Erfahrungen bedarf es, wenn Gläser verschiedener physikalischer Eigenschaften miteinander verschmolzen werden müssen, z. Bsp. wenn der Übergang von einem Reaktionsbehälter aus Borosilikatglas in ein gasdichtes Rohr aus Quarzglas erforderlich wird.
Für Übergänge Metall/Glas bedarf es oft mehrjähriger Erfahrung und geheimnisvoller (man sagt es nicht gern jedem, weil es persönliches Know How ist) Zusätze, um eine fehlerfreie Verbindung zu erzeugen.
Glasapparatebauer/-innen fertigen nach Skizzen oder technischen Zeichnungen. Aus einem großen Vorrat verschiedener Glasstäbe und Rohre, wählen sie das Arbeitsmaterial aus, brechen es auf gewünschte Längen und bearbeiten es vor der Flamme bis zum Erweichungspunkt des Glases. Ununterbrochen drehen und wenden sie das Glasstück im heißesten Teil der Flamme, um eine gleichmäßige Temperaturverteilung zu erreichen.
Sobald das Glas seinen Erweichungspunkt überschritten hat und fließfähig wie zäher Honig ist können sie es weiterverarbeiten: durch ziehen können sie Verengungen schaffen, sie können es biegen und müssen dabei darauf achten, dass der Querschnitt erhalten bleibt; wenn sie an Glasrohre Rückläufe anbringen wollen, müssen nun mit Metallspitzen Ansatzlöcher für kleinere Röhrchen geschaffen werden. Diese werden später durch lokale Erwärmung der beiden zu verbindenden Glasteile zusammen geschmolzen. Glasblasende Apparatebauer brauchen eine ruhige Hand, um Geräte höchster Präzision herzustellen.Volumina werden mit Füllflüssigkeiten verschiedener Dichte ermittelt und markiert. Damit im Glasgefäß oder in der Apparatur keine Spannungen auftreten wird das gesamte Werkstück anschließend nochmals über Temperaturprogramme im Ofen getempert. In der Endbearbeitungsstufe werden an Verbindungsstellen Schliffe für die Fettaufnahme angebracht, eine Versilberung kann Abstrahlungsverluste mindern, Skalierungen und Kennzeichnungen werden im Siebdruck aufgebracht, so dass der/die Glasapparatebauer vielseitige Tätigkeiten kennenlernt und beherrscht und keineswegs nur vor der heißen Flamme mit Augenschutz arbeitet.