In den Städten des Mittelalters lagen die Gerbereien immer flussabwärts, damit die nicht immer gut riechenden Abfälle mit dem Wasser von der Stadt weggetragen wurden. Heute arbeiten Gerber/-innen in modernen Fabriken und verarbeiten Rohhäute und Felle mittels unterschiedlicher Gerbverfahren zu Leder, welches z.B. in der Schuh- und Bekleidungsindustrie weiterverarbeitet wird. In Bayern trägt man an Festtagen durchaus die knielange Krachlederne als “Sonntagsanzug”, Schuhe sind ohne Leder fast nicht denkbar, Sitzmöbel werden mit Leder bezogen, Autositze können aus Leder sein, Koffer, Geldbörsen, Musikinstrumente und vieles mehr.
Mit der Auswahl von Tierhäuten beginnt die Arbeit; der geübte Blick kann die Ware schnell in geeignet und weniger geeignet unterscheiden. Bei ungenügender Vorbehandlung können Tierhäte von Bakterien befallen und dadurch unbrauchbar werden. Daher werden sie sofort an Ort und Stelle von anhaftendem Blut und Kot gereinigt, mit Salzlake behandelt und getrocknet.
Dieses harte, getrocknete Leder muss nun erst wieder einige Tage lang durch Einlagerung in Wasser weich gemacht werden. Danach quellen die Leder einige Wochen in einer Kalkbrühe(Äscher); danach kann der/die Gerber/-in die Haare leicht entfernen. Diese Arbeit erfolgt schon maschinell. Erneut kommen die Häute in die Kalklauge, in den Äscher; je länger die Verweilzeit umso geschmeidiger wird später das Leder. Rinderhaut ist ziemlich dick, klar, schließlich kann man ja auch Schuhsohlen daraus machen, aber eng anliegende Hosen und geschmeidiges Oberleder wie macht der/die Gerber/-in das? Dafür gibt es Spaltmaschinen mit scharfen Messern auf denen sich das Leder waagrecht in mehrere Schichten teilen lässt. Die von den Haaren und störendem Beiwerk entblößten Rohhäute nennt man Blößen. Nach nochmaligem wässern und auswringen kann der/die Gerber/-in mit seiner eigentlichen Tätigkeit dem Gerben beginnen.
Das Gerben ist eine Kunst, die sich über viele Jahrhunderte langsam und mit der Entwicklung der Chemie im 20. Jhdt. rasant weiterentwickelt hat. In Handbüchern zur Gerbereichemie und Lederfabrikation kann man seitenlang verschiedene Rezepturen und Verfahrensweisen studieren, die für die Herstellung bestimmter Ladersorten angewandt wurden und werden. Klassisch ist die Gerbung mit Extrakten aus fein gemahlenen Rinden oder Hölzern, die neben der Widerstandsfähigkeit auch zur Farbgebung beitragen. Zwischen verschiedenen Gerbprodezuren wird das Leder wiederholt mit Tran vom Wal, von Robben, von Dorsch oder Hai getränkt und gewalkt. Am Ende vieler Arbeitsgänge wird das Leder gefalzt, d.h. maschinell auf eine definierte Stärke gepresst. Leder kann man mit hautverträglichen Pfanzenfarbstoffen in einer großen Bandbreite einfärben und so auch damit gestalten.