Erinnerst du dich an einen Erste Hilfe Lehrgang? Ja? Dann hast du sicher auch an einer Plastikpuppe geübt, wie man einen Menschen künstlich beatmen kann. Spätestens bei einer Ausbildung für Physiotherapeuten/-innen, in der Krankenpflege oder im Medizinstudium wird der Aufbau des menschlichen Körpers und das Zusammenspiel von Skelett, Sehnen, Bändern und Muskeln an naturgetreuen Modellen erläutert. Nun irgendwer muss diese kunstvollen Abbilde unseres Körpers einmal in einer Urform hergestellt haben. Dies gilt nicht nur für Modelle vom Menschen, sondern auch für Tiere und Pflanzen. Dieser/diese Modellbauer/-innen haben eine Ausbildung zum/zur Biologiemodellmacher/-in erhalten.
Die ursprüngliche positive Arbeitsform kann aus Holz, Gips oder Kunststoff hergestellt werden, in diesem Stadium arbeitet der Modellbau wie ein Schnitzer oder Steinmetz. Das fertige Werkstück wird danach mit einem wieder verwendbaren Material umgossen, das kann z. Bsp. Formgips sein. Nach dem Entschalen der Ursprungsform könntest du die Arbeitsform dann mehrfach zum Ausgießen mit einem härtbaren Kunststoff verwenden.
Bei Serienfertigung für Kunststoffpuppen verwendet man Metallarbeitsformen, in die die Kunststoffmasse gepresst wird. Nun hat man zunächst einen Korpus von eintöniger Farbe. Diesen gilt es dann noch naturgetreu zu bemalen, stell’ dir nur vor du solltest nun die Muskelstränge bei einem enthäuteten Modell exakt darstellen. Das geschieht in der Regel nach fotografischen Vorlagen, aber zeichnerisches Können verlangt es schon.
Für die heute so wichtigen Pflegberufe dienen Puppen zum Einüben der Handgriffe beim Umbetten und der täglichen Pflege. Aber auch viele andere Arbeiten am menschlichen Körper wie Blutentnehmen, Gliedmaßen bei Verletzungen abbinden, Spritzen setzen, Geburtshilfe und die schon erwähnte physiotherapeutische Behandlung von Muskeln und Bindegewebe in der sportlichen Rehabilitation und nach Verletzungen zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, gehören dazu.
Insbesondere für die Ausbildung an Schulen und Universitäten werden in großem Umfang Modelle der inneren Organe Leber, Lunge, Herz, Milz und des Verdauungstraktes vom Mund bis zum Ende des Darmes und auch der Nervenstränge benötigt. Die Arbeitsformen werden ebenso von Abbildungen nachgearbeitet und dann mit geeigneten Kunststoffmassen gepresst. Vor der Bemalung werden nach dem Gießprozess stehen gebliebene Grate sorgfältig entfernt und die Rohform durch Schleifen und Polieren in den Endzustand gebracht.
Einzelteile können zu Gesamtkörpern zusammengesetzt werden, dafür können Organe als herausnehmbare Einzelteile gestaltet werden, indem man die Bauchdecke oder den Brustkorp öffnet. Gelenke sind mechanisch so zu verbinden, dass natürliche Bewegungsmuster nachvollzogen werden können. Für die medizinische Ausbildung können Körperteile mit Hohlräumen für Behälter gefertigt werden, an denen später Injektionen oder Infusionen geübt werden können. Mit Leuchtdioden können Überwachungssysteme (Monitoring systems) eingebaut werden, die das richtige Setzen von Spritzen anzeigen.
Ein gänzlich neuer Arbeitszweig dürfte sich auch aus der zunehmenden Verwendung von Robotern ergeben, denen - um von der Maschine abzulenken - gern menschliche Gestalt verliehen wird.
Was für den menschlichen Körper gilt, hat ebenso Bedeutung für den gesamten Bereich der Tiermedizin. Für Ausbildungszwecke kann der Gesamtbereich der Lebewesen durch Modelle abgebildet werden. Da jedes fertige neue Modell zugleich ein kleines Kunstwerk darstellt ist nebem dem technisch-handwerklichen Können auch ein hohes Maß an künstlerischer Begabung erforderlich. Ein interessanter und abwechslungsreicher Beruf ist es in jedem Fall.