Thema Einblicke

Vollgas in der Ausbildung und auf der Rennstrecke

Nahaufnahme von Formel 1 Fahrer
Azubi und Rennfahrer zugleich – Foto: unsplash.com

Sebastian Vettel und Michael Schumacher – Wer kennt sie nicht, die Formel 1 Stars? Marvin Kirchhöfer möchte bald ebenfalls in der höchsten Motorsport-Klasse fahren. Zur Zeit fährt er überaus erfolgreich in der Nachwuchsklasse ADAC Formel Masters und absolviert gleichzeitig eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Er hat azubister von der Doppelbelastung Azubi / Rennfahrer und von seiner Ausbildung erzählt.

Bild Rennfahrer im Cockpit eines Rennautos

© ADAC Formel Masters

azubister: Warum hast du dich für die Ausbildung zum Industriekaufmann entschieden und seit wann bist du Azubi?

Marvin: Ich habe zum 3.9.2012 mit meiner Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen. Da die Ausbildung sehr interessant ist und ein breites Spektrum abdeckt, habe ich mich für diesen Ausbildungsberuf entschieden.

azubister: Wie kam es dazu, dass du überhaupt eine Ausbildung begonnen hast? Musstest du dich hierbei bewerben und auch zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen?

Marvin: Ich brauchte einen Ausbildungsplatz, der sich mit dem Motorsport vereinbaren lässt und somit habe ich mich bei einem Sponsor von mir beworben. Ja, ich musste zu einem Vorstellungsgespräch.

Marvin Kirchhöfer an seinem Schreibtisch mit seinen Ausbilder

© ADAC Formel Masters – Abseits der Rennstrecken absolviert Marvin eine Ausbildung zum Industriekaufmann

azubister: Kam die Idee zur Ausbildung von dir oder von deinen Eltern?

Marvin: Da war ich mir mit meinen Eltern sehr einig. Ich wollte eine fundierte Ausbildung haben, man weiß ja nie, wie es im Sport so läuft.

azubister: Wie läuft ein typischer Arbeitstag bei dir ab?

Marvin: Ganz normal. Ich habe um 07:45 Uhr Arbeitsbeginn. Ich werde dann von unserer Betreuerin einem Arbeitsplatz zugewiesen und erhalte meine Arbeitsaufgabe. 12:30 Uhr ist Mittagspause und dann geht´s bis 16:00 Uhr weiter.

azubister: Wie läuft ein typisches Rennwochenende ab?

Marvin: Der typische Ablauf sieht wie folgt aus: 6 Uhr aufstehen und 30 Minuten Joggen. Dann Frühstücken, letzte Besprechung mit meinem Renningenieur und Mechaniker, kurz vor dem Rennen warm machen und in sich gehen, die Strecke im Kopf abfahren, warten bis die Ampel grün wird. Das Rennen startet und ich habe alles ausgeblendet, will nur noch zum Sieg fahren. Nach dem Rennen erfolgt die Datenauswertung mit dem Renningenieur, danach noch einige Interviews geben, Autogramme schreiben und noch ein lockeres Gespräch mit meinen Sponsoren führen. Danach so früh wie möglich ins Bett gehen.

azubister: Was gefällt dir an deiner Ausbildung am Besten? Was nicht so gut?

Marvin: Die Vielfältigkeit in unserem Betrieb ist einfach Klasse. Ich habe die Möglichkeit von der Materialwirtschaft, Angebotsvergleichen, Einkaufsverhandlungen, Warenannahme, Produktionswirtschaft bis hin zum Personalwesen und Marketing alles kennen zu lernen. Ich kann sagen, dass mir alles sehr gut gefällt.

azubister: In welchem Betrieb machst du deinen Ausbildung:

Marvin: Mein Ausbildungsbetrieb ist die Nussbaum Hydraulik GmbH Markranstädt (Nussbaum Group), welcher weltweit einer der größten Hebebühnenhersteller ist und ein breites Produkt-Portfolio an Werkstattausrüstung anbietet.

azubister: Wie ist der Umgang mit den Kollegen?

Marvin: Die Kollegen sind sehr nett und geben mir, wenn nötig, immer Hilfestellung.

azubister: Wie ist das mit Training, Rennwochenende, Reisen und Ausbildung: kommt hier manchmal etwas zu kurz, oder schaffst du es alles unter einen Hut zu bekommen?

Marvin: Nun ja, einfach ist es nicht, aber mein gesamtes Team, mein Arbeitgeber und meine Familie organisieren das einfach so gut, dass wir bisher immer alles unter einen Hut bekommen haben. Abseits der Rennstrecke bin ich neben der Weltmeisterin Heike Drechsler auch noch Jungschirmherr des Myelin-Projektes. In dieser Funktion helfe ich mit, Spendengelder für die Erforschung der Nervenkrankheit Multiple Sklerose und Leukodystrophien zu sammeln. Ich kann mir als Sportler schwer vorstellen, wie es sein muss, in seiner Bewegungsfreiheit vollkommen eingeschränkt zu sein. Zu kurz kommt deswegen meine Freizeit, mit meinen Freunden mal etwas zu unternehmen ist schon richtiger Luxus geworden.

Marvin Kirchhöfer stemmt im Rennanzug eine Pokal in die Höhe

© ADAC Formel Masters – Marvin feiert schon große Erfolge als Rennfahrer

azubister: Ist es schwer nach einem harten Rennen wieder am Montag ganz normal in die Ausbildung zu gehen?

Marvin: Nein. Dadurch, dass mein Chef Herr Nussbaum, ein Sponsor von mir ist, freue ich mich auf den Montag nach dem Rennen. Mein Chef und meine Kollegen verfolgen meine Rennen genau und da wird am Montag natürlich auch über mein Rennwochenende gesprochen.

azubister: Wieviele Rennen hast du pro Saison?

Marvin: Wir fahren an 8 Wochenenden jeweils 3 Rennen. Also kommen wir auf 24 Rennen pro Saison. Wir fahren unter anderem auf dem Sachsenring, in Hockenheim und auf dem Nürburgring. Dazu kommen Rennen in den Niederlande und in Österreich.

azubister: Gibt es Ausnahme-Regelungen für dich in deiner Ausbildung? Von angehenden Fußballspielern wissen wir zum Beispiel, dass diese bei wichtigen Spielen von der Berufsschule befreit werden.

Marvin: Ja, die gibt es. Wenn es notwendig ist, werde ich von der Arbeit und der Berufsschule freigestellt. Ich muss aber versuchen, den versäumten Stoff nachzuholen. Die Prüfung wird mir nicht geschenkt.

azubister: Als Rennfahrer musst du deinen Mechanikern Anweisungen geben, bist quasi Chef. In der Ausbildung musst du auf deinen Chef hören. Ist das schwierig? Was kann man vom Rennsport fürs Berufsleben lernen?

Marvin: Das ist für mich überhaupt kein Problem. Im Team bin ich kein Chef. Wir arbeiten alle Hand in Hand. Das Verhältnis ist sehr freundschaftlich und harmonisch. Es gibt nur einen Chef, das ist mein Renningenieur. Das Wichtigste was ich vom Rennsport fürs Berufsleben mitnehme ist Disziplin, Pünktlichkeit und immer hoch konzentriert sein.

azubister: Was ist dein Ziel im Sport?

Marvin: Ich will in die Formel 1 😀

Wir wünschen Marvin viel Erfolg auf seinem weiteren Weg und für die Ausbildung zum Industriekaufmann.

Wir haben Autogrammkarten von Marvin. Wer eine möchte, einfach hier posten.