Thema Geld

Brutto, Netto – Was ist der Unterschied?

Brutto ist Betrag ohne Steuerabzug - Netto der Betrag nach Steuerabzug.
© Andre Bonn / Fotolia

Als Auszubildende:r wirst du vielleicht dein erstes eigenes Gehalt bekommen, auf das du Steuern zahlen musst. Vor dem Beginn einer Ausbildung wirst du also nicht darum herum kommen, dich einmal mit dem Thema Brutto / Netto auseinanderzusetzen, schließlich hängt hiervon ab, wieviel Geld du am Ende des Monats von deiner Ausbildungsvergütung wirklich in der Tasche hast. Die Wahl des richtigen Ausbildungsberufs hat natürlich auch Einfluss darauf, was dir netto am Ende des jeweiligen Ausbildungsmonats ausgezahlt wird.

Natürlich betrifft der Unterschied von Brutto und Netto Gehalt nicht nur Auszubildende, sondern alle Arbeitskräfte, die Lohn ausgezahlt bekommen. Er ist somit für das gesamte Berufsleben wichtig.

Der Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Gehalt in der Ausbildung

Ganz grundlegend lässt sich festhalten, dass Brutto das Gehalt VOR den Abzügen und Netto das Gehalt NACH den Abzügen ist. Aber schauen wir uns das einmal genauer an:

Netto heißt “rein”:

Der Netto Lohn bzw. das Netto Gehalt ist hierbei das Geld, welches dir nach Abzug von Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträgen rein (netto) ausgezahlt wird. Der steuerliche Grundfreibetrag liegt in Deutschland im Jahr 2023 bei 10.098 Euro. Wer also als Alleinstehende:r ein steuerpflichtiges Einkommen bis 10.098 Euro hat, muss keine Einkommensteuer zahlen. Liegt dein Einkommen unter diesem Wert, musst du keine Steuern zahlen. Für 2024 ist übrigens eine weitere Anhebung um 696 Euro auf 11.604 Euro vorgesehen.

Brutto heißt “gesamt”:

Der Bruttolohn bzw. das Bruttogehalt ist der Gesamtbetrag vor Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Der Bruttolohn ist also auch der Betrag, welcher dir in deinem Ausbildungsvertrag eingetragen wird.

Steuern und Sozialabgaben – Abzüge vom Bruttogehalt

Steuern zahlst du aber nicht nur auf dein Grundgehalt, auch auf mögliche Sonderzahlungen in der Ausbildung, wie Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld, müssen Steuern gezahlt werden. Alle Steuern und sonstigen Abgaben werden dir automatisch vor Auszahlung abgezogen. In der Regel bleiben dir nach Abzug ca. 79 % des Bruttogehalts.

Was wird alles vom Bruttolohn abgezogen?

Dass der Netto-Lohn in der Regel deutlich unter dem Brutto-Gehalt bleibt, liegt v.a. an den hohen Abzügen durch Staat und Krankenkasse. Im Allgemeinen unterscheidet man deshalb zwischen Steuerabzügen und Sozialabgaben aus dem Bruttogehalt. 

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Welche Steuern muss ich von meinem Ausbildungsgehalt zahlen?

Unter Steuerabzüge fallen v.a. die Lohnsteuer durch das Finanzamt und die Kirchensteuer durch die Religionsgemeinschaft – wenn du Mitglied der Kirche bist. Die Lohnsteuer betrifft dich allerdings erst, wenn du mehr als den Grundfreibetrag von 9.984€ im Jahr verdienst. Die Kirchensteuer beträgt 8 oder 9 % der Lohnsteuer. Eine weitere gute Nachricht: der sogenannte Solidaritätszuschlag fällt seit 2021 weg. Er wurde 1991 von der Bundesregierung eingeführt, um die schwache Wirtschaft in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung zu stärken.

Was sind Sozialabgaben, die ich von meinem Ausbildungsgehalt entrichten muss?

Zu den Sozialabgaben zählen alle Arten von Pflichtversicherungen, die du über eine gesetzliche oder private Krankenkasse beantragen musst. 

Hierunter fallen die Rentenversicherung, die Krankenversicherung, die Pflegeversicherung und auch die Arbeitslosenversicherung. Dass diese Versicherungen Sozialabgaben heißen liegt daran, dass die Gelder dir großteils nicht direkt zugutekommen, sondern in allgemeine Kassen wandern, aus denen sie dann nach Bedarf an die Mitglieder ausgezahlt werden.

Zwar betragen die Sozialabgaben etwa 40 % deines Einkommens, aber keine Sorge, dein Arbeitgeber zahlt die Hälfte. Damit landest du bei nur 20 % Abgaben.

Wie rechnest du als Auszubildende:r dein Netto-Gehalt aus?

Die Höhe der Abzüge von deinem monatlichen Ausbildungslohn richtet sich nach vielen verschiedenen Faktoren wie z.B. Arbeitsort, Steuerklasse oder der Art der Abgabe. Deshalb gibt es keine allgemeine Antwort auf die Frage, wie viel Prozent du von deinem Brutto-Gehalt auch tatsächlich ausgezahlt bekommst. Aber als Beispiel:

Eric, 18 Jahre alt, wohnt in Köln, Nordrhein-Westfalen, und ist gerade im ersten Ausbildungsjahr zum Industriekaufmann. Er bekommt im Monat eine Ausbildungsvergütung von 950,00 Euro brutto. Eric hat keine Kinder und ist unverheiratet, deshalb hat er Steuerklasse 1. Außerdem hat er keine Konfession, deshalb zahlt er keine Kirchensteuer. Er ist gesetzlich versichert und zahlt 1,6 Prozent Krankenversicherungs-Zusatzbeitrag, wie die meisten. Seine Sozialabgaben sind: 88,35 € Rentenversicherung (9,3 %), 12,35€ Arbeitslosenversicherung (1,3 %), 76,95 € Krankenversicherung (7,3 % + individueller Zusatzbeitrag) und 14,49 € Pflegeversicherung (1,525 %). Insgesamt sind das 192,14 € Sozialabgaben und somit bekommt Eric ein Nettogehalt von 757,86 €.

Deine Steuerklasse bestimmt die Einkommensteuer

Sehr wichtig für die Höhe deiner Ausgaben ist die Steuerklasse. Sie bestimmt die Höhe deiner Lohnsteuer, die sich jährlich ein wenig ändern kann. Deine Steuerklasse richtet sich maßgeblich nach deinem Familienstand und ändert sich entweder automatisch, wenn du heiratest oder Kinder bekommst, oder auf Antrag, wenn du bestimmte Bedingungen erfüllst. 

Insgesamt kennt das Arbeitsgesetz sechs verschiedene Steuerklassen. In der Ausbildung wirst du jedoch sehr wahrscheinlich in Steuerklasse I eingestuft, sofern du weder verheiratet bist oder Kinder hast. 

Steuerklasse II ist für Alleinerziehende, die Steuerklassen III bis V gelten für verheiratete Arbeitnehmer:innen. Steuerklasse VI ist ein Sonderfall für Angestellte mehrerer Unternehmen. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Gehalt eines Auszubildenden / Lehrlings.

Die Kirchensteuer ist in den Bundesländern auch für Auszubildende verschieden

Die Kirchensteuer richtet sich nach deinem Wohnort. In den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg beträgt die Steuer 8%, in allen anderen Bundesländern 9%. 

Bei einem Konfessionswechsel oder einem Austritt aus der evangelischen oder katholischen Kirche entfällt diese Abgabe komplett.

Deine Ausbildung – Von süß bis salzig

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Bezahlt man den Solidaritätszuschlag auch als Auszubildende:r?

Bis 2021 haben auch Azubis den Solidaritätszuschlag, der damals bundesweit 5,5% betrug, zahlen müssen. Er war die einzige Abgabe, die in allen Bundesländern gleich hoch war. Nun ist er aber für alle Arbeitnehmer:innen abgeschafft worden. Du musst dir also um eine Ausgabe weniger Gedanken machen. 

Der Soli wurde übrigens erst erhoben, wenn die Lohnsteuer mehr als 16.956€ im Jahr also 1.413€ im Monat betrug.

Sozialabgaben unterscheiden sich je nach Krankenkasse

Die Höhe deiner Sozialabgaben richtet sich danach, bei welcher Krankenkasse du während deiner Ausbildung Mitglied bist. Da die Krankenversicherung eine gesetzliche Pflicht ist, der jede:r Arbeitnehmer:in und somit auch jede:r Auszubildende:r von selbst nachkommen muss, ähneln sich die Beiträge der einzelnen Kassen jedoch sehr. 

Übrigens: Nicht nur du zahlst in deine Krankenversicherung ein. Auch dein:e Arbeitgeber:in zahlt monatlich einen Beitrag, der in deine gesetzliche Versicherung einfließt.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Während einer schulischen Ausbildung verdienen Auszubildende kein Geld. In diesem Fall hast du als Auszubildende:r die Möglichkeit, bis zur Vollendung des 25. Lebensjahr in der Familienversicherung zu bleiben. Die Kosten der Familienversicherung werden in der Regel von den Eltern übernommen.

Wieviel Netto bleibt von deinem Ausbildungsgehalt übrig?

Mit allen Abgaben bei Steuerklasse I kannst du etwa mit 20% rechnen, die dir von deinem Brutto-Gehalt abgezogen werden. Am Anfang deiner Ausbildung wirst du diesen Abzug besonders merken, wenn dir z.B. bei einem durchschnittlichen Ausbildungs-Brutto-Lohn von 800€ nur 520€ netto bleiben. Und das, wo doch gerade in der Ausbildung jeder Euro zählt. 

Aus diesem Grund gibt es diverse staatlichen Hilfeleistungen wie einen Zuschuss nach Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) oder Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), die dich in deiner Lehrzeit finanziell unterstützen können.

Wenn du es ganz genau wissen willst, nutzt du am besten einen Brutto-Netto-Rechner wie diesen vom Handelsblatt. Hier kannst du alle wichtigen Angaben zu deinem Wohnort, deinem Familienstand usw. eintragen und bekommst ein recht genaues Ergebnis, was am Ende auf deinem Konto landet.

So kriegst du als Auszubildende:r mehr Netto aus deinem Brutto

Den ultimativen Trick, um das Maximum aus deinem Bruttolohn rauszuholen, gibt es nicht. Alle Abzüge sind gesetzlich verpflichtend und lassen sich nicht oder zumindest nur teilweise umgehen.

Kirchensteuer sparen

Ein zweischneidiges Schwert ist der Austritt aus der Kirche. Auf diese Weise sparst du dir zwar die Kirchensteuer, könntest aber kirchliche Konsequenzen erfahren. Vor allem die katholische Kirche kann hier rigoros sein und kommuniziert seit 2012 jedem Austreter schriftlich die Konsequenz seiner Handlung. Am besten informierst du dich vor deiner Entscheidung noch einmal gut.

Wie finde ich als Lehrling die passende Krankenkasse?

Entspannter geht es da bei der Auswahl der Krankenkasse vor sich. Da du mit Beginn deiner Ausbildung auch selbst krankenversicherungspflichtig bist, kannst du dir die Beiträge der einzelnen Kassen genau aussuchen und die für dich beste Krankenkasse finden. 

Dabei spielt jedoch weniger der Preis eine Rolle als die Leistungen, denn während sich alle Krankenkassen preislich recht nah sind, weichen sie doch in den Leistungen – also in dem, was sie versichern – deutlich voneinander ab. Hier bist du gut beraten, wenn du zuerst mal checkst, was deine neue Krankenversicherung so alles bezahlt und was sie von vornherein ausschließt.

Vor allem, wenn du erblich bedingte Vorerkrankungen hast, lohnt sich ein Blick auf die Versicherungsbreite. Doch Vorsicht: Wenn du über deine Eltern familienversichert bist, wanderst du automatisch in dieselbe Krankenkasse wie deine Eltern – es sei denn, du kündigst dort rechtzeitig deine Mitgliedschaft und meldest dich zeitig bei deiner neuen Kasse an. In vielen Fällen übernimmt die neue Krankenkasse jedoch die Kündigung bei ihrem Vorgänger für dich.

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