
In diesem Artikel klären wir, was die Berufsausbildungsbeihilfe, kurz BAB, eigentlich ist, wer sie wie beantragen, warum, wieso, wie lange, wofür und so weiter und so weiter und so weiter. Also eigentlich alles, was du wissen musst 🙂 Da es hier um einen formellen Antrag geht, schaust du ihn dir am besten mit einem deiner Erziehungsberechtigten an – oder lass sie zumindest mal drüberschauen!
1. Was ist die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)?
Die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) ist eine staatliche Fördermaßnahme der Bundesagentur für Arbeit, die Berufseinsteiger:innen finanziell unterstützt, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst oder mithilfe ihrer Eltern bestreiten können. Fangen wir mal mit dem Wichtigsten an!
Definition der BAB
BAB ist ein Zuschuss, der Auszubildende während ihrer Ausbildung finanziell unterstützt. Die erhaltenen BAB-Gelder müssen später nicht zurückgezahlt werden.
Zielgruppe: Wer kann BAB beantragen?
- Auszubildende in ihrer ersten dualen Ausbildungen, die nicht bei ihren Eltern wohnen
- Teilnehmer an Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB)
Unterschied zu anderen Förderungen
BAB | BAföG | Wohngeld |
---|---|---|
Für duale Ausbildungen | Für schulische Ausbildungen | Unabhängig von der Ausbildungsart |
Von der Bundesagentur für Arbeit | Vom Amt für Ausbildungsförderung | Von deiner Kommune |
Höchstförderung: 822€ | Höchstförderung: 803€ – 959€ | 380€ – 634€ (Einzelperson) |
Wird nicht zurückgezahlt | Schüler müssen nicht zurückzahlen, Studierende doch! | Wird nicht zurückgezahlt |
Keine strikte Altersgrenze | Ausbildung muss vor dem 30. Lebensjahr begonnen werden | Altersunabhängig |
Diese Unterschiede zeigen, dass die Wahl der passenden Förderung von deiner individuellen Situation abhängt, einschließlich der Art der Ausbildung, des Alters, der Wohnsituation und der finanziellen Bedürfnisse.
2. Voraussetzungen für die Berufsausbildungsbeihilfe
Wer hat Anspruch auf BAB? Wann wird Berufsausbildungshilfe gezahlt?
Um BAB zu erhalten, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
- Ausbildungsart: Du absolvierst eine betriebliche Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, nimmst an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) teil oder befindest sich in der ausbildungsvorbereitenden Phase einer Assistierten Ausbildung (AsA).
- Ausbildungsvertrag: Ein gültiger Ausbildungsvertrag für eine betriebliche Ausbildung muss vorliegen.
- Alter und Wohnsituation:
- Du bist unter 18 Jahre und kannst aufgrund der Entfernung zum Ausbildungsplatz nicht bei deinen Eltern wohnen
- Du bist 18 Jahre oder älter, verheiratet oder hast ein Kind und wohnst nicht in der Wohnung / im Haus deiner Eltern. Du kannst aber in ihrer Nähe wohnen.
- Finanzielle Bedürftigkeit: Du bist auf finanzielle Hilfe angewiesen und erhältst keine vergleichbaren Leistungen aus anderen Quellen
Wohnsituation: BAB bei auswärtiger Unterbringung
BAB zielt hauptsächlich darauf ab, junge Menschen zu unterstützen, die für ihre Ausbildung von zu Hause ausziehen müssen:
- Wenn der Ausbildungsort zu weit vom Elternhaus entfernt ist, um täglich zu pendeln, kann BAB beantragt werden.
- Wenn du unter 18 bist, kannst du normalerweise nur dann BAB bekommen, wenn du nicht bei deinen Eltern wohnst. Es gibt aber auch Ausnahmen, wenn etwa besondere soziale Umstände vorliegen
- Auszubildende über 18 Jahre, Verheiratete oder Eltern können BAB auch dann beantragen, wenn sie in der Nähe ihrer Eltern wohnen.
Einkommensgrenzen und Anrechnung von Eltern- und Partnereinkommen
Nun fragst du dich vielleicht, welches Einkommen auf die Höhe vom BAB abgerechnet wird und von wem?! Jap, Einkommen wird angerechnet, und zwar die folgenden:
- Eigenes Einkommen des Auszubildenden
- Einkommen der Eltern
- Einkommen des Ehe- oder Lebenspartners
- Freibeträge: Es gibt bestimmte Freibeträge, die nicht angerechnet werden.
Berechnungsgrundlage: Für die Berechnung wird das Einkommen der Eltern und des Ehepartners aus dem vorletzten Kalenderjahr herangezogen.
Das bedeutet: Wenn deine Eltern und dein Ehepartner sehr viel verdienen sollten, wird dein Anspruch auf BAB sinken. Der Staat geht dann davon aus, dass deine Eltern oder dein Ehepartner dich für deine Ausbildung unterstützen können und es also nicht die Gemeinschaft tun muss. Deswegen werden die Einkommen angerechnet.
Braucht man für BAB die deutsche Staatsangehörigkeit?
Nein, auch ohne deutsche Staatsangehörigkeit kannst du Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die wichtigsten Bedingungen sind:
- EU-Bürger: Als EU-Bürger hast du grundsätzlich Anspruch auf BAB.
- Nicht-EU-Bürger: Du kannst BAB beantragen, wenn du:
- Einen Aufenthaltstitel besitzt und dich seit mindestens 15 Monaten ununterbrochen erlaubt, gestattet oder geduldet in Deutschland aufhältst.
- Oder ein Elternteil seit mindestens drei Jahren in Deutschland arbeitet.
- Aufenthaltstitel: Ein Aufenthaltstitel speziell für die Ausbildung reicht in der Regel nicht aus. Es muss ein Titel vorliegen, der dir einen dauerhaften Aufenthalt erlaubt.
- Individuelle Prüfung: Die genauen Regelungen hängen von deiner persönlichen Lebenssituation ab. Es wird empfohlen, sich direkt bei der Bundesagentur für Arbeit zu informieren, da die Gesetze und deren Auslegungen komplex sind.
3. Antrag auf Berufsausbildungsbeihilfe – So funktioniert’s
Einen Antrag zu stellen ist ganz einfach. Du kannst es per Post, online oder direkt vor Ort bei der Bundesagentur für Arbeit machen.
Wo und wie kann man BAB beantragen?
- Schriftlich per Post:
Antragsvordruck bei der zuständigen Arbeitsagentur anfordern
Ausgefülltes Formular mit erforderlichen Unterlagen einreichen - Online:
Über die Internetseite der Bundesagentur für Arbeit
Schrittweise Anleitung durch den Antragsprozess
Nachweise können online oder per Post eingereicht werden - Persönlich:
Direkt in der zuständigen Agentur für Arbeit
Wichtige Fristen und Bearbeitungszeit
- Antragstellung: Vor Beginn der Ausbildung oder Maßnahme
- Bei verspäteter Antragstellung: Förderung frühestens ab dem Antragsmonat möglich
- Bearbeitungsdauer: Etwa 1 Monat unter Berücksichtigung des Ausbildungsbeginns
- Auszahlungszeitraum: 18 Monate bei beruflicher Ausbildung, 1 Jahr bei anderen Bildungsmaßnahmen
Welche Unterlagen werden benötigt?
Für den BAB-Antrag werden folgende Dokumente benötigt:
- Ausgefülltes Antragsformular
- Ausbildungsvertrag
- Einkommensnachweise:
- Eigenes Einkommen (Bescheinigung der Ausbildungsvergütung)
- Einkommen der Eltern und ggf. des Ehepartners (Steuerbescheid oder Jahreslohnbescheinigung für das vorletzte Kalenderjahr)
- Die Agentur für Arbeit kann bei Bedarf weitere Unterlagen anfordern.
Nach Einreichung des Antrags prüft die Agentur für Arbeit den Anspruch unter Berücksichtigung des Einkommens, der Freibeträge und Zusatzbedarfe. Anschließend wird ein Bescheid zugestellt und die bewilligte BAB monatlich auf das angegebene Konto überwiesen.
4. Höhe der Berufsausbildungsbeihilfe – Wie viel steht dir zu?
BAB-Rechner: So kannst du deine Förderung berechnen
Wieviel BAB man bekommt, ist ganz individuell und von deiner konkreten Lebenssituation abhängig. Deswegen gibt es von der Bundesagentur für Arbeit einen BAB-Rechner, in den du online alles wichtige eintragen kannst.
Wichtig: Dieser Rechner ist nur für deine Orientierung gedacht, er ist nicht verbindlich und ersetzt auch nicht den Antrag!
Zusammensetzung der BAB: Ausbildungsvergütung, Mietzuschuss, Fahrtkosten
Aber was rechnet das Ding nun eigentlich genau? Zuerst ist fürs BAB wichtig, was eigentlich dein Bedarf ist. Der setzt sich so zusammen:
- Grundbedarf: 442€ monatlich für den Lebensunterhalt
- Mietpauschale: 380€ monatlich, unabhängig von der tatsächlichen Miethöhe
- Individueller Bedarf: Zusätzliche Kosten wie
- Fahrtkosten: Bis zu 476€ monatlich für Fahrten zwischen Wohnung, Ausbildungsstätte und Berufsschule
- Eine Heimfahrt pro Monat
- Arbeitskleidung: 12€
- Kinderbetreuungskosten: Bis zu 130€
- Sonstige Aufwendungen: z.B. 17€ für Fernunterrichtsgebühren
Anschließend wird geschaut, wieviel Geld dir zur Verfügung steht. Da geht es um deine Ausbildungsvergütung, also dein Einkommen, sowie das Einkommen deiner Eltern und eventuell deines Ehepartners / Eheparnterin.
Wenn dein Bedarf höher ist, als das, was dir zur Verfügung steht, bekommst du diese Differenz ausgezahlt!
Rechenbeispiele gibt es ebenfalls bei der Bundesagentur für Arbeit.
Maximale Förderungshöhe
Der aktuelle BAB-Höchstsatz liegt bei 822€ pro Monat für Auszubildende ohne Kind.
5. Berufsausbildungsbeihilfe und weitere finanzielle Unterstützung
BAB und Wohngeld: Kombination möglich?
Eine Kombination von BAB und Wohngeld ist in der Regel nicht möglich. Wer BAB bezieht, hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Wohngeld. Es gibt jedoch einige Ausnahmen:
- Wenn im Haushalt auch Nichtauszubildende wohnen, können diese Wohngeld beantragen.
- Bei Ausschluss von BAB aus bestimmten Gründen (z.B. Überschreitung der Förderungshöchstdauer) kann Wohngeld beantragt werden.
- BAB-Empfänger mit Kindern können für ihre Kinder Wohngeld beantragen.
BAB und Kindergeld: Worauf muss man achten?
BAB wird unabhängig vom Kindergeld gewährt, es erfolgt keine Anrechnung.
BAB und Nebenjob: Wie viel darf man dazuverdienen?
Wenn du einen Nebenjob aufnimmst, gilt dein Gehalt dort als anrechnungsfähig! Es würde also konkret Auswirkungen auf deine BAB haben, sie würde geringer werden. Am besten informierst du dich vor der Aufnahme eines Nebenjobs bei der Bundesagentur für Arbeit, welche Auswirkung es in deinem Fall hätte!
6. Häufige Fragen und Probleme rund um die Berufsausbildungsbeihilfe
Was tun, wenn der BAB-Antrag abgelehnt wird?
Wenn du denkst, dass die Entscheidung nicht korrekt ist, kannst du bei der Agentur für Arbeit offiziell Einspruch erheben – das nennt sich Widerspruch. Reicht du den Widerspruch fristgerecht und ordnungsgemäß ein, wird dein Anspruch erneut überprüft.
BAB nachträglich beantragen – geht das?
Ja, du kannst BAB nachträglich beantragen. Allerdings wird die Berufsausbildungsbeihilfe frühestens ab dem Monat der Antragstellung gewährt. Wenn du deinen Antrag zu spät stellst, können dir daher Leistungen entgehen.
Berufsausbildungsbeihilfe zurückzahlen – ja oder nein?
Nein, du musst die Berufsausbildungsbeihilfe nicht zurückzahlen. Das gilt auch, wenn du deine Ausbildung abbrechen solltest. ?
7. Fazit: Lohnt sich ein Antrag auf BAB?
Wenn du eine duale Ausbildung startest und dabei NICHT bei deinen Eltern wohnst, dann solltest du dich mit dem Thema BAB unbedingt beschäftigen. Vor allem, weil es eine Leistung ist, die man nicht zurückzahlen muss!
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte zur BAB
- Was ist BAB? Geld, das du nicht zurückzahlen musst, um deine Ausbildung zu bezahlen.
- Wer bekommt BAB? Azubis in ihrer ersten Ausbildung, die nicht zu Hause wohnen können.
- Voraussetzungen: Du brauchst einen Ausbildungsvertrag und darfst nicht genug Geld haben, um alles selbst zu bezahlen. Das Geld deiner Eltern wird auch angeschaut.
- Wie viel Geld gibt es? Das hängt davon ab, wie viel du brauchst und wie viel du verdienst. Es gibt einen Rechner online, um das herauszufinden.
- Antrag: Du musst einen Antrag bei der Arbeitsagentur stellen. Das geht online, per Post oder persönlich.
- Wichtig: BAB musst du nicht zurückzahlen!
8. Tipps für einen erfolgreichen Antrag
1. Antrag frühzeitig stellen
Reiche deinen Antrag so früh wie möglich ein – idealerweise vor Beginn deiner Ausbildung. Die Bearbeitung kann einige Wochen dauern, und BAB wird erst ab dem Monat der Antragstellung gezahlt.
2. Alle Unterlagen vollständig einreichen
Fehlende Unterlagen verzögern die Bearbeitung oder führen zur Ablehnung. Diese Dokumente solltest du bereithalten:
✅ Ausbildungs- oder Praktikumsvertrag
✅ Einkommensnachweise deiner Eltern (z. B. Steuerbescheid)
✅ Nachweis über deine Wohnsituation (z. B. Mietvertrag)
✅ Kontoauszüge und ggf. Nachweise über eigenes Einkommen
3. BAB-Rechner nutzen
Bevor du den Antrag stellst, kannst du mit einem BAB-Rechner online berechnen, ob du Anspruch hast und wie viel du bekommen könntest.
4. Präzise Angaben machen
Fülle den Antrag sorgfältig aus und überprüfe alle Angaben. Fehler oder unklare Formulierungen können zu Rückfragen oder Ablehnungen führen.
5. Nachweise über die Notwendigkeit des Auszugs liefern
Falls du nicht bei deinen Eltern wohnst, solltest du gut begründen, warum das notwendig ist (z. B. zu lange Pendelzeiten). Wenn du über 18 bist, verheiratet oder ein Kind hast, dann ist das übrigens schon Grund genug ?
6. Fristen beachten
Falls du aufgefordert wirst, zusätzliche Unterlagen nachzureichen, halte die Fristen unbedingt ein, sonst wird dein Antrag möglicherweise abgelehnt.
7. Nachhaken, wenn es lange dauert
Falls du nach mehreren Wochen noch keine Antwort hast, ruf bei der Agentur für Arbeit an und erkundige dich nach dem Bearbeitungsstand.
Falls dein Antrag abgelehnt wird, kannst du Widerspruch einlegen – dabei hilft es, alle relevanten Argumente gut zu belegen.