
Mit dem Start in die Ausbildung beginnt ein ganz neuer Lebensabschnitt – und für viele Azubis steht dabei auch ein großer Schritt an: der Auszug aus dem Elternhaus. Endlich unabhängig sein, die eigenen vier Wände gestalten, selbst entscheiden, was und wann man isst – das klingt nach Freiheit und Abenteuer.
Doch so verlockend die erste eigene Wohnung auch ist, sie bringt auch viele Herausforderungen mit sich – vor allem finanzieller Art. Die Ausbildungsvergütung ist oft knapp bemessen, während die Lebenshaltungskosten stetig steigen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wann ein Umzug sinnvoll ist, welche Wohnformen für Azubis infrage kommen, wie du staatliche Unterstützung beantragen kannst und mit welchen Spartipps du deine Ausgaben im Griff behältst. So bist du bestens vorbereitet für deinen Start in die Unabhängigkeit – ohne gleich im Minus zu landen.
Bereit? Dann lass uns loslegen!
Ausziehen für die Ausbildung – ja oder nein?
Der Gedanke an die erste eigene Wohnung ist aufregend – keine Frage. Doch bevor du Umzugskartons packst, solltest du dir gut überlegen, ob ein Auszug für dich in deiner Situation wirklich sinnvoll ist. Denn: So schön die Unabhängigkeit auch klingt – sie kostet Geld, Zeit und Nerven.
Wann der Auszug sinnvoll ist
- Der Ausbildungsort ist weit entfernt vom Elternhaus
Wenn du täglich mehrere Stunden pendeln müsstest oder gar kein Anschluss besteht, ist eine Wohnung am Ausbildungsort oft die beste Lösung. - Schwierige Wohnsituation zu Hause
Manchmal gibt es private Gründe, warum ein Auszug nötig ist – etwa bei Konflikten oder zu wenig Platz zum Lernen. - Du willst selbstständig werden
Wenn du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen, kann das ein guter Schritt in Richtung Erwachsenwerden sein.
Wann du besser noch zu Hause wohnst
- Wenn der Ausbildungsort gut erreichbar ist
Du kannst Geld sparen, wenn du erstmal noch zu Hause wohnst und pendelst – zumindest für den Anfang. - Wenn du finanziell nicht abgesichert bist
Die erste eigene Wohnung bedeutet viele Kosten. Ohne Rücklagen oder Unterstützung kann es schnell eng werden. - Wenn du noch keine Erfahrung im Umgang mit Geld hast
Budgetplanung, Versicherungen, Mietrecht – das ist alles neu und kann überfordern, wenn man noch nie allein gewohnt hat.
Checkliste: Bin ich bereit für den Auszug?
Beantworte folgende Fragen ehrlich für dich selbst:
Frage | Ja | Nein |
---|---|---|
Kann ich meine monatlichen Ausgaben realistisch einschätzen? | ☐ | ☐ |
Habe ich genug Geld für Kaution, Möbel & Co.? | ☐ | ☐ |
Bin ich bereit, mich um Miete, Verträge und Behördenkram selbst zu kümmern? | ☐ | ☐ |
Habe ich Unterstützung (z. B. durch Familie, Staat)? | ☐ | ☐ |
Kenne ich Alternativen zum Alleinwohnen, wie WG oder Wohnheim? | ☐ | ☐ |
Wenn du öfter „Nein“ angekreuzt hast, überlege dir gut, ob du den Schritt jetzt schon gehen solltest – oder vielleicht noch etwas warten willst.
Welche Wohnform passt zu mir?
Wenn du dich dazu entschieden hast, von zu Hause auszuziehen, stellt sich schnell die nächste wichtige Frage: Wie möchtest du wohnen? Für Azubis kommen meist zwei Optionen infrage – das Leben in einer Wohngemeinschaft (WG) oder in einer eigenen Wohnung. Beide Wohnformen haben ihre Vor- und Nachteile, und nicht nur der Geldbeutel entscheidet hier. Auch dein Charakter, deine Alltagsgewohnheiten und deine Bedürfnisse spielen eine große Rolle.
Es gibt aber noch mehr Optionen, zum Beispiel Wohnheime oder Mehrgenerationenwohnen. Wir stellen dir alle Optionen einmal vor, damit du schauen kannst, was am besten zu deinen Wünschen und Bedürfnissen passen könnte.
Wohngemeinschaft (WG): Gemeinsam statt einsam
Das Leben in einer WG kann unglaublich bereichernd sein – gerade für junge Menschen, die in einer neuen Stadt Fuß fassen wollen. In der WG teilst du dir Küche, Bad und oft auch das Wohnzimmer mit anderen. Das bedeutet automatisch: mehr soziale Kontakte, mehr Austausch, aber auch mehr Rücksichtnahme.
Ein großer Vorteil ist natürlich der finanzielle Aspekt: Miete, Nebenkosten, Internet und Haushaltsgegenstände werden geteilt. Dadurch kannst du dir oft ein Zimmer in einer gut gelegenen Wohnung leisten, das du dir allein nicht leisten könntest.
Doch WG-Leben ist nicht für jede:n geeignet. Du brauchst eine gewisse Kompatibilität mit anderen, Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, Konflikte fair zu lösen. Wer putzt wann? Wer hat welches Putzmittel gekauft? Wie laut darf Musik sein? Das WG-Leben erfordert klare Absprachen und gegenseitigen Respekt.
Auch beim Thema Privatsphäre musst du Abstriche machen. Zwar hast du dein eigenes Zimmer, aber viele Räume nutzt du gemeinsam. Dafür profitierst du vom Gemeinschaftsgefühl – man kocht vielleicht mal zusammen, hilft sich bei Problemen oder organisiert WG-Abende.
Besonders in Ausbildungsstädten gibt es häufig spezielle Azubi-WGs oder Jugendwohngemeinschaften, die auf junge Berufseinsteiger:innen ausgerichtet sind. Hier lohnt sich eine gezielte Recherche bei Berufsschulen, Kammern oder sozialen Trägern.
Eigene Wohnung: Alle Freiheiten – alle Pflichten
Die eigene Wohnung bietet dir vor allem eins: Unabhängigkeit pur. Du kannst selbst bestimmen, wann du putzt, kochst, schläfst oder laut Musik hörst (solange du Rücksicht auf Nachbarn nimmst). Du gestaltest deine vier Wände nach deinem Geschmack – von der Wandfarbe bis zur Möblierung. Auch dein Tagesablauf gehört ganz dir: niemand schreibt dir vor, wann die Waschmaschine läuft oder das Fenster offen bleibt.
Diese Freiheit hat jedoch ihren Preis – finanziell wie organisatorisch. Miete, Strom, Wasser, Internet, GEZ, Versicherungen, Müllentsorgung: Alles liegt in deiner Verantwortung. Es gibt niemanden, mit dem du dir Kosten oder Aufgaben teilen kannst. Alle Entscheidungen – aber auch alle Probleme – landen bei dir.
Auch emotional kann das Alleinwohnen herausfordernd sein: Wenn du nach Hause kommst, ist da niemand. Wer allein wohnt, muss gut mit sich selbst auskommen und sollte auch in stressigen Phasen organisiert bleiben. Für manche ist das genau richtig – für andere kann es sich schnell einsam anfühlen.
Ein weiterer Punkt: Zeitmanagement und Selbstdisziplin. Niemand erinnert dich daran, den Müll rauszubringen oder die Rechnung zu bezahlen. Wer allein lebt, muss seine Aufgaben gut im Blick behalten. Sei also ehrlich mit dir selbst, ob du für diesen Schritt bereit bist.
Wohnheim: günstig, praktisch, oft unterschätzt
Azubiwohnheime oder Jugendwohnheime sind eine preiswerte und strukturierte Alternative zur WG oder eigenen Wohnung – besonders in Städten mit vielen Ausbildungsbetrieben. Sie werden häufig von sozialen Trägern, Kirchen oder dem Staat betrieben und sind speziell für junge Menschen in der Ausbildung gedacht.
Der große Vorteil: günstige Miete bei meist guter Lage, oft in der Nähe von Berufsschulen oder Verkehrsanbindungen. Die Miete beinhaltet in der Regel schon Nebenkosten wie Strom, Wasser, Internet und manchmal sogar Mahlzeiten. Das erleichtert die Kalkulation und reduziert den bürokratischen Aufwand.
In einem Wohnheim hast du entweder ein Einzelzimmer oder teilst dir ein Zimmer mit anderen. Küche und Bad sind meistens Gemeinschaftsräume. Dadurch entsteht ein ähnliches Gemeinschaftsgefühl wie in einer WG, jedoch oft mit klareren Regeln und mehr Struktur.
Manche Wohnheime bieten zusätzliche Unterstützung wie Sozialberatung, Freizeitangebote oder Hausmeisterdienste. Ideal also für Azubis, die zum ersten Mal allein wohnen und sich eine Mischung aus Eigenständigkeit und Unterstützung wünschen.
Wichtig: Die Plätze sind oft begrenzt. Wer in einem Wohnheim unterkommen möchte, sollte sich frühzeitig bewerben – am besten direkt nach Vertragsunterzeichnung der Ausbildung.
Weitere Wohnformen: Alternativ und zukunftsorientiert
Neben den klassischen Modellen gibt es auch kreative und eher unbekannte Wohnformen, die für Azubis spannend sein können:
- Mehrgenerationenwohnen: Hier leben junge und ältere Menschen unter einem Dach – oft mit gegenseitiger Unterstützung. Als Azubi könntest du zum Beispiel günstiger wohnen, wenn du im Gegenzug kleine Hilfstätigkeiten übernimmst (z. B. Einkäufe, Gartenarbeit).
- Wohnen gegen Hilfe: Du wohnst bei einer älteren Person oder Familie mietfrei oder sehr günstig, übernimmst dafür aber gewisse Aufgaben im Alltag.
- Tiny Houses oder Bauwagenplätze: Nicht überall verfügbar, aber im ländlichen Raum eine interessante Low-Budget-Option für Individualist:innen mit handwerklichem Geschick.
- Zwischenmiete & temporäre Untermiete: Oft eine gute Übergangslösung zum Einstieg – etwa in möblierten Zimmern von Studierenden während deren Auslandssemester.
Diese Wohnformen erfordern Offenheit, Flexibilität und manchmal auch ein gewisses Maß an Eigeninitiative – können dafür aber eine tolle Lebenserfahrung bieten und helfen, Kosten niedrig zu halten.
WG, eigene Wohnung, Wohnheim oder Alternativmodell – was passt zu mir?
Kriterium | WG | Eigene Wohnung | Wohnheim | Alternative Wohnformen |
---|---|---|---|---|
Kosten | Günstiger, Kosten geteilt | Teurer, alle Kosten selbst tragen | Sehr günstig, oft Pauschalmiete | Meist sehr günstig oder mietfrei |
Privatsphäre | Eingeschränkt (geteilte Räume) | Hoch (komplett allein) | Mittel (eigenes Zimmer, Gemeinschaftsräume) | Variabel, oft eingeschränkt |
Soziale Kontakte | Viel Austausch in der WG | Kommt auf dich an 😉 | Gemeinschaft mit anderen Azubis | Meist intensive soziale Bindung |
Verantwortung | Geteilt mit Mitbewohner:innen | Komplett bei dir | Weniger – vieles wird zentral geregelt | Abhängig vom Modell, oft auch Pflichten |
Haushaltsaufgaben | Aufteilung möglich, Abstimmung nötig | Alles allein | Gering (z. B. Gemeinschaftsputzpläne) | Oft gegen Mithilfe in Haushalt/Wohnung |
Gestaltungsmöglichkeiten | Eingeschränkt, Kompromisse nötig | Voll frei | Kaum – meist vorgegebene Einrichtung | Kaum oder abhängig von Gastgeber:in |
Lern- und Rückzugsräume | Kann laut oder unruhig sein | Ruhig und ungestört | Kann laut oder unruhig sein | Unterschiedlich – hängt von Modell ab |
Flexibilität | Oft kurzfristig kündbar | Mietvertrag mit Kündigungsfristen | Feste Plätze, begrenzte Zeiträume möglich | Häufig flexibel, oft als Übergangslösung |
Emotionale Belastung | Weniger allein, aber Konfliktpotenzial | Einsamkeit möglich | Unterstützendes Umfeld durch Mitbewohner:innen | Häufig familiäre Atmosphäre |
Verfügbarkeit | Je nach Stadt begrenzt | Jederzeit möglich, aber teuer | Plätze begrenzt, früh bewerben |
Kosten im Überblick – was kommt auf mich zu?
Die Entscheidung, von zu Hause auszuziehen, ist nicht nur emotional ein großer Schritt – sondern vor allem finanziell. Als Azubi musst du oft mit einem begrenzten Einkommen haushalten, während die monatlichen Ausgaben plötzlich deutlich steigen. Damit du realistisch planen kannst, zeigen wir dir hier, welche einmaligen und laufenden Kosten dich erwarten – und wie du dein Budget im Blick behältst.
Einmalige Kosten zum Start
Beim Umzug in die erste eigene Wohnung oder WG entstehen einmalige Ausgaben, die schnell übersehen werden:
- Kaution: Meist 2–3 Monatsmieten, wird nach Auszug zurückgezahlt
- Möbel & Erstausstattung: Bett, Schreibtisch, Küchensachen, Lampen etc.
- Umzugskosten: Mietwagen, Helfer:innen, evtl. Renovierung
- Vertragsgebühren: Anschlussgebühren für Internet oder Strom
💡 Tipp: Wenn du clever Second-Hand einkaufst, kannst du bei der Einrichtung ordentlich sparen!
Monatliche Fixkosten – das musst du einplanen
Kostenart | Durchschnittlicher Betrag | Hinweise |
---|---|---|
Miete (warm) | 300–1000 € | Je nach Stadt und Wohnform unterschiedlich |
Strom | 30–50 € | Meist separat zur Miete zu zahlen |
Internet & Telefon | 20–35 € | Vergleichsportale helfen beim Sparen |
Rundfunkbeitrag (GEZ) | 18,36 € | Pflicht – auch für Azubis |
Versicherungen | 10–20 € | z. B. Haftpflichtversicherung |
Lebensmittel | 150–250 € | Hängt vom Einkaufsverhalten ab |
ÖPNV/Monatskarte | 30–80 € | Azubi-Rabatte nutzen! |
Freizeit, Kleidung, Handy | 50–150 € | Sehr individuell |
Gesamtkosten pro Monat | ca. 600–1.500 € | Je nach Wohnort und Lebensstil |
Du siehst, da kommt schnell einiges zusammen. Vor allem der Kostenpunkt Miete kann ganz schön ins Gewicht fallen, in großen Städten ist es besonders teuer. Ohne finanzielle Hilfen ist das aus Auszubildende:r eigentlich nicht zu schaffen. Aber keine Sorge – es gibt einige Zuschüsse, die man vom Staat bekommen kann, um die Ausbildungszeit finanziell zu schaffen!
Eine gute Übersicht, welche Ausgaben und Einnahmen du im Blick behalten solltest, haben wir hier für dich zusammengestellt: Finanzen in der Ausbildung – So behältst du den Überblick
Zuschüsse und Hilfen vom Staat
Die Ausbildungsvergütung reicht oft kaum aus, um Miete, Lebenshaltungskosten und Freizeit unter einen Hut zu bringen. Zum Glück gibt es verschiedene staatliche Unterstützungsangebote, die dir finanziell unter die Arme greifen können – besonders, wenn du nicht mehr bei deinen Eltern wohnst.
Hier ein kurzer Überblick:
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB):
Für Azubis mit eigener Wohnung. Höhe hängt vom Einkommen der Eltern und den eigenen Kosten ab. Antrag bei der Agentur für Arbeit. - Wohngeld:
Wenn du keine BAB bekommst, kannst du – je nach Einkommen – Wohngeld beantragen. - Kindergeld:
Bleibt während der Ausbildung bestehen (für deine Eltern), kann aber zur Unterstützung verwendet werden. - Steuerliche Vorteile für Eltern:
Eltern können deine Miete ggf. steuerlich geltend machen – vor allem bei auswärtiger Unterbringung.
👉 Ausführliche Infos, Voraussetzungen und Tipps zur Antragstellung findest du hier:
Fazit: Mit Planung und Unterstützung klappt der Start in die erste eigene Wohnung
Der Schritt in die erste eigene Wohnung ist aufregend, herausfordernd – und für viele Azubis ein echter Meilenstein. Doch mit dem Auszug kommt auch die Verantwortung: Du musst deine Finanzen im Griff behalten, Kosten realistisch einschätzen und dich mit Themen wie Mietverträgen, Versicherungen oder Fördermitteln auseinandersetzen.
Ob WG, Wohnheim oder eigene Wohnung – jede Wohnform hat ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass du ehrlich einschätzt, was zu dir passt, was du dir leisten kannst und wo du gegebenenfalls staatliche Unterstützung beantragen solltest.
Mit guter Planung, etwas Rückhalt – und vielleicht ein paar Tipps von azubister 😉 – steht deinem erfolgreichen Start in die eigenen vier Wände nichts im Weg.