Wir alle sehnen uns jahrelang nach unserem Schulabschluss – ist er dann in greifbarer Nähe, kommt aber die Frage: und was dann? Für all diejenigen, die erstmal nicht wissen, wo es hingehen soll, gibt es berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) und darunter fallen sowohl das Berufsorientierungsjahr (auch Berufsvorbereitungsjahr genannt oder abgekürzt BVJ), als auch das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ). Es gibt noch weitere berufsvorbereitende Maßnahmen, doch denen widmen wir uns in einem anderen Artikel.
Welche berufsvorbereitende Maßnahme eignet sich für dich?
Sowohl das Berufsvorbereitungsjahr als auch das Berufsgrundbildungsjahr sollen dir helfen, den richtigen Ausbildungsberuf zu finden.
- Für unter 17-jährige ist es in einigen Bundesländern Pflicht, ein BVJ zu absolvieren, solange noch kein anderer Ausbildungsplatz in Sicht ist. Außerdem können Schüler:innen teilnehmen, die ihre Schulpflicht noch nicht erfüllt haben und einen Schulabschluss nachholen möchten.
- Das BGJ hingegen richtet sich an unter 18-jährige mit Hauptschulabschluss, die bereits die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, jedoch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben.
Beide berufsvorbereitenden Maßnahmen richten sich also an junge Menschen unter 18 Jahren. Hast du bereits mindestens den Hauptschulabschluss, dann qualifizierst du dich für ein Berufsgrundbildungsjahr (auch Berufsgrundschuljahr genannt). Doch auch wenn du noch keinen Schulabschluss in der Tasche hast, kannst du an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen.
Orientierung auf der Suche nach dem richtigen Beruf
Der große Vorteil der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen ist, dass du die Möglichkeit hast, verschiedene Berufsfelder und unterschiedliche Betriebe kennenzulernen. So findest du am besten heraus, welcher Beruf auch wirklich zu dir passt. Das Gleiche gilt, solltest du deine Ausbildung abgebrochen haben und du also auf neuer Suche nach der richtigen Ausbildung für dich bist.
Pluspunkt für Schulabbrecher:innen – Schulabschluss während des Berufsvorbereitungsjahres nachholen
Solltest du aus welchen Gründen auch immer deinen Schulabschluss (noch) nicht in der Tasche haben, kann dir das Berufsorientierungsjahr/Berufsvorbereitungsjahr (BOJ/BVJ) dazu verhelfen, zusätzlich zu deinem Vorbereitungsjahr den Hauptschulabschluss nachzuholen. So erlangst du nicht nur einen wichtigen Schulabschluss, sondern steigerst zusätzlich auch noch deine Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Bist du schon über 18 und hast auch bereits einen Schulabschluss? Dann gibt es weitere Optionen für dich, erst einmal ein Jahr “Pause” zu machen, bevor du mit Ausbildung oder Studium beginnst. Hier kannst du dich zum sogenannten Gap Year informieren.
Wie unterscheiden sich das Berufsgrundbildungsjahr und das Berufsvorbereitungsjahr inhaltlich?
- Neben der Arbeit im Betrieb findet die schulische Ausbildung auch bei der berufsvorbereitenden Maßnahme zusätzlich in der Berufsschule statt.
- Ganz offiziell sind das BVJ und das BGJ staatlich anerkannte Angebote, die an Berufsschulen stattfinden.
- Das Ziel ist es, Jugendliche und junge Erwachsene für eine Ausbildung und gleichzeitig das Berufsleben optimal vorzubereiten.
Konkret heißt es in § 12 der Berufsschulordnung: “Das berufsvorbereitende Jahr hat die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler auf den Eintritt in eine Berufsausbildung oder in ein Arbeitsverhältnis vorzubereiten”.
Das Berufsgrundbildungsjahr im Detail
Je nachdem welche Fachrichtung du wählst, gilt das BGJ als erstes Ausbildungsjahr und wird bei einer späteren Ausbildung auf die Ausbildungsdauer angerechnet.
Jugendliche, die keinen betrieblichen oder schulischen Ausbildungsplatz gefunden haben, können an der Berufsfachschule in einjährigen Bildungsgängen eine berufliche Grundbildung erlangen. In diesen werden Grundkenntnisse und -fertigkeiten in einem oder mehreren Berufen erworben. Das BGJ gibt es als:
- einjährige Berufsfachschule für Technik
- einjährige Berufsfachschule für Informations- und Kommunikationstechnik
- einjährige Berufsfachschule für Gesundheit und Pflege
Wie ist der Berufsschulunterricht im BGJ gestaltet und was passiert im Anschluss?
Du wirst während des Ausbildungsjahres allgemeinbildende Fächer wie Deutsch und Mathe haben, aber auch berufsorientierte Fächer wie Wirtschaft. Um das neue Wissen anzuwenden, ist anschließend ein Betriebspraktikum eingeplant. Mit dem Abschlusszeugnis bist du dann optimal für eine Ausbildung vorbereitet und kannst auf die Suche nach deinem Wunschausbilder gehen. Unabhängig für welche Berufsfachschule du dich entscheidest, kannst du im Anschluss an das Berufsgrundbildungsjahr in das zweite Ausbildungsjahr einsteigen.
Wie läuft das Berufsgrundbildungsjahr genau ab?
Das Berufsgrundbildungsjahr kann sowohl als Vollzeitunterricht oder in klassischer dualer Ausbildung angeboten werden.
Der Vollzeitunterricht findet montags bis freitags in einer Berufsschule statt. Die Bandbreite des Unterrichts umfasst Fachtheorie und berufsübergreifende Fächer wie Deutsch, Englisch und Sport. Ergänzt wird der Unterricht durch mehrwöchige Praktika, bei denen du die Arbeitspraxis im Betrieb kennenlernst.
Der duale Weg ähnelt der klassischen dualen Ausbildung: An zwei Wochentagen drückst du die Schulbank und lernst die oben genannten Fächer, die weiteren drei Tagen bist du im betrieblichen Praktikum.
Die Lehrinhalte des BGJ orientieren sich an den Rahmenlehrplänen der Ausbildungsberufe des jeweiligen Berufsfeldes. Eine Ausbildungsvergütung findet nicht statt. Unter bestimmten Voraussetzungen kannst du aber Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen.
Wie bewirbst du dich für das Berufsgrundbildungsjahr?
Bei Interesse bewirbst du dich direkt bei einer Berufsschule, die dein gewünschtes Berufsfeld anbietet. Deine Anmeldung sollte ein Anschreiben, einen Lebenslauf und das Abschlusszeugnis deiner Schule beinhalten. Schau am besten im Internet nach, denn viele Berufsschulen stellen die Informationen, was benötigt wird, sowie die Anmeldeformularen online zur Verfügung.
Hier findest du eine Auswahl an BGJ-Berufsfeldern:
- Agrarwirtschaft
- Büro
- Bautechnik
- Chemie, Physik und Biologie
- Elektrotechnik
- Ernährung und Hauswirtschaft
- Fahrzeugtechnik
- Farbtechnik und Raumgestaltung
- Gartenbau
- Gastronomie
- Gesundheit und Pflege
- Holztechnik
- Körperpflege
- Metalltechnik
- Wirtschaft und Verwaltung
Das Berufsorientierungsjahr (BOJ) / Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) im Detail
Im Unterschied zum BGJ kann das BVJ nicht als erstes Ausbildungsjahr angerechnet werden, da es ausschließlich ein vorbereitendes Jahr sein soll. Es bietet aber für Schulabbrecher und Schulabbrecherinnen, wie bereits erwähnt, die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Deshalb sind die Voraussetzungen für das BVJ, dass du
- deine Schulpflicht noch nicht erfüllt hast und
- noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bist
Schülerinnen und Schüler können hier ihre Schulpflicht erfüllen und ein berufliches Grundwissen erhalten. Somit soll es der beruflichen Orientierung dienen und gleichzeitig die Ausbildungschancen erhöhen. In Nordrhein-Westfalen wird es als Berufsorientierungsjahr bezeichnet. Teilweise gibt es für Unternehmen eine Ausbildungsplatzförderung, also einen Zuschuss, wenn Absolventen und Absolventinnen aus dem BVJ übernommen werden.
Wie ist der Berufsschulunterricht während des BVJ gestaltet?
Der Stundenplan sieht ganz ähnlich aus, wie der der Schülerinnen und Schüler des BGJ. Es stehen Fächer wie Deutsch und Mathe auf dem Plan, und ebenso berufsorientierte Fächer wie Wirtschaft und Technik. Das theoretische Wissen kann zum Ende hin während eines Berufspraktikums angewendet werden.
Am Ende des Berufsvorbereitungsjahres steht die Abschlussprüfung in allgemeinbildenden und berufsbezogenen Fächern auf dem Programm. Für den Hauptschulabschluss kommen dann noch zusätzliche Prüfungen in Deutsch, Mathematik und eventuell Englisch auf dich zu.
Wie bewirbst du dich für das Berufsvorbereitungsjahr?
Der Bewerbungsvorgang und die Berufsfelder sind ähnlich wie beim Berufsgrundbildungsjahr.
Das Anmeldeverfahren läuft also meist direkt über die Berufsschule, die deine Wunschberufsfelder anbietet. Deine Bewerbung sollte ein Anschreiben, deinen Lebenslauf und deine letzten Schulzeugnisse umfassen. Die meisten Schulen stellen die notwendigen Unterlagen und Informationen online auf ihrer Homepage zur Verfügung.
Individuelle Förderung von Schülern soll den Einstieg ins Berufsleben erleichtern
Die individuelle Förderung steht bei allen Arten dieser berufsvorbereitenden Maßnahme im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler werden somit auch in den Bereichen Sprechen, Lesen und Schreiben gefördert. Weitere Schwerpunkte werden in persönlichen Gesprächen mit den Teilnehmenden festgelegt. Ausführliche Informationen zum Berufsgrundbildungsjahr und Berufsvorbereitungsjahr sowie Hilfen zum Einstieg ins Berufsleben erhältst du auch bei deiner Bundesagentur für Arbeit.
Die Bundesagentur für Arbeit initiiert berufsvorbereitende Maßnahmen und arbeitet mit freien Bildungsträgern zusammen. Das heißt, dass für dich keine Kosten anfallen. Eine Vergütung wird für ein Berufsvorbereitungsjahr leider nicht gezahlt.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann aber Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragt werden. Auch wenn Fahrtkosten auf dem Weg zur Berufsschule entstehen sollten, gibt es die Möglichkeit, diese erstattet zu bekommen. Weitere Informationen gibt es bei der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB).