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Prüfungen anfechten – das solltest du unbedingt wissen

Klausuren, Abschlussprüfungen, mündliche Prüfungen – deine Rechte und Möglichkeiten

Prüfung schreiben - und anfechten
© Green Chameleon / Unsplash

Du bist im Studium, der Ausbildung oder einer Weiterbildung durch die Prüfung gerasselt und denkst, dass das nichts mit DIR zu tun hatte? Dann könnte vielleicht eine Prüfungsanfechtung in Frage kommen. Wir klären jetzt, was es damit auf sich hat, wann man sie anwenden kann und ob sich das überhaupt lohnt.


1. Einführung: Wann und warum kann man eine Prüfung anfechten?

Manchmal läuft eine Prüfung einfach nicht fair ab. Vielleicht wurde eine Antwort falsch bewertet, obwohl sie richtig war, oder die Prüfungszeit war viel zu knapp. In solchen Fällen kannst du eine Prüfungsanfechtung einlegen. Das bedeutet, dass du offiziell Widerspruch gegen dein Prüfungsergebnis einlegst – mit dem Ziel, eine bessere Bewertung oder eine Wiederholung der Prüfung zu erreichen.

Wann ist eine Anfechtung sinnvoll?

Eine Prüfungsanfechtung ist nicht einfach eine „zweite Chance“, sondern ein Weg, sich gegen Fehler oder Ungerechtigkeiten zu wehren. Besonders sinnvoll ist sie in diesen Fällen:

Schlechte Note mit großen Folgen

  • Deine Klausur entscheidet darüber, ob du die Abschlussprüfung schreiben darfst.
  • Die Prüfungsnote könnte deine beruflichen Chancen verschlechtern.

Knapp verfehlte Punktzahl

  • Gerade bei Prüfungen mit hohen Anforderungen, z. B. im Jura-Studium, kann jede Nachkommastelle den Unterschied machen.

In diesen Fällen hat deine Note große Auswirkungen auf die Zukunft und es macht Sinn, sich mit dem Thema Anfechtung auseinanderzusetzen. Wir gehen später noch auf die Gründe für eine Prüfungsanfechtung ein!

Welche Prüfungen kann man anfechten?

Grundsätzlich kannst du jede Prüfung anfechten, die von einer staatlichen Institution oder einer Hochschule durchgeführt wird, z. B.:

Uni-Klausuren und mündliche Prüfungen
Abschlussprüfungen in der Ausbildung (Gesellenprüfung, Meisterprüfung)
Staatliche Prüfungen (z. B. für Juristen, Lehrer, Ärzte, Steuerberater)


2. Rechtliche Grundlagen und Fristen zur Prüfungsanfechtung

Wenn du eine Klausur, Abschlussprüfung oder eine andere Prüfungsleistung anfechten willst, musst du nachweisen, dass Fehler gemacht wurden – entweder beim Ablauf der Prüfung oder bei der Bewertung. Die Regeln und Fristen unterscheiden sich je nach Uni, Ausbildung oder Weiterbildung, aber die Grundprinzipien sind überall ähnlich.

Prüfungsrecht – Worauf beruht dein Einspruch?

Eine Prüfungsanfechtung basiert auf verschiedenen Gesetzen und Vorschriften:
? Grundgesetz (Art. 19 Abs. 4 GG) – Du hast das Recht, dich gegen eine fehlerhafte Bewertung zu wehren.
? Prüfungsordnungen – Jede Uni oder Ausbildung hat eigene Regeln, die festlegen, wie Prüfungen ablaufen müssen.
? Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) – Falls es zu einer Klage kommt, regelt dieses Gesetz den Ablauf vor Gericht.

Fristen & Formalitäten – Wann und wie musst du handeln?

SchrittFristForm
AkteneinsichtSofort nach BekanntgabeSchriftlicher Antrag erforderlich
Widerspruch einlegen2-4 Wochen (max. 1 Monat)Meist schriftlich, manchmal formlos
Klage einreichen1 Monat nach AblehnungKlageschrift beim Verwaltungsgericht
Nachfrist (bei fehlender Belehrung)Bis zu 1 JahrBegründeter Antrag nötig

Wichtig: Die Frist beginnt ab dem Tag, an dem du dein Ergebnis erhältst. Versäumst du sie, kannst du keine Anfechtung mehr einreichen.

Unterschiede je nach Prüfungstyp

? Uni-Prüfungen & Hochschule

  • Fristen oft kurz (14–30 Tage für Widerspruch).
  • Vor einer Anfechtung musst du deine Klausur oder Prüfungsunterlagen einsehen.
  • Besonders streng geregelt, z. B. bei Juristischen Staatsprüfungen.

? Berufsausbildung (IHK, Handwerkskammer & Co.)

  • Gesetzliche Grundlage: Berufsbildungsgesetz (§ 37 BBiG).
  • Oft erste Anlaufstelle: die Ombudsperson der Kammern.
  • Weniger strenge Regeln als an Hochschulen.

? Weiterbildungen & private Prüfungen

  • Oft durch IHK oder andere private Anbieter geregelt.
  • Prüfungsverträge legen die Einspruchsrechte fest.
  • Manchmal sind kürzere Beschwerdewege vorgesehen.

Wie hoch sind die Erfolgschancen?

Eine Prüfungsanfechtung lohnt sich nur, wenn der Fehler tatsächlich Auswirkungen auf deine Note hatte. Die Erfolgsaussichten sind je nach Prüfungsart unterschiedlich:

? 40-60 % der Anfechtungen an Unis wegen Bewertungsfehlern haben Erfolg.
? In der Berufsausbildung sind die Chancen geringer, da die Anforderungen oft weniger formal sind.


3. Gründe für eine Prüfungsanfechtung: Wann hast du eine Chance?

Nicht jede schlechte Note kann angefochten werden – aber wenn formale Fehler, Bewertungsfehler oder Verfahrensmängel nachweisbar sind und dein Ergebnis dadurch schlechter ausgefallen ist, stehen die Chancen gut! Auch besondere Umstände wie Krankheit oder fehlender Nachteilsausgleich können ein Grund sein.

1. Formale Fehler bei der Prüfung

Rechenfehler – Punkte wurden falsch gezählt oder addiert.
Verstoß gegen die Prüfungsordnung – z. B. falsche Themen, keine Zweitkorrektur.
Ungleiche Prüfungsbedingungen – Wenn andere Teilnehmer bessere Bedingungen hatten (z. B. mehr Zeit, andere Aufgaben).

2. Fehler bei der Bewertung

Falsche Notengebung – Eine richtige Antwort wurde als falsch gewertet.
Keine Begründung der Note – Prüfer muss nachvollziehbar erklären, warum du eine bestimmte Punktzahl erhalten hast.
Unfaire Bewertung – z. B. persönliche Vorurteile oder komplett willkürliche Punktevergabe.

3. Fehler im Prüfungsverfahren

Störungen während der Prüfung – Lärm, Hitze, technische Probleme (z. B. gestörter Online-Test).
Falsche Täuschungsvorwürfe – Wenn Plagiats- oder Spickvorwürfe nicht richtig belegt wurden.

4. Besondere Umstände (z. B. Krankheit)

Krank während der Prüfung? – Dann brauchst du ein ärztliches Attest mit Prüfungsunfähigkeitsdiagnose (eine normale Krankschreibung reicht nicht!).
Kein Nachteilsausgleich bekommen? – Falls du eine Behinderung oder chronische Krankheit hast und dein Antrag auf Extra-Zeit oder andere Anpassungen ignoriert wurde, kann das ein Anfechtungsgrund sein.

Wann eine Anfechtung nicht klappt:

Der Fehler hatte keine Auswirkung auf dein Bestehen – Selbst mit der richtigen Bewertung wärst du durchgefallen.
Du hast Verfahrensfehler nicht rechtzeitig gemeldet – In vielen Fällen musst du Probleme direkt während der Prüfung ansprechen.

Verfahrensfehler – Wann musst du sofort reagieren?

Manche Fehler in der Prüfung müssen sofort gemeldet werden – sonst kannst du sie später nicht mehr anfechten! Dazu gehören alle Probleme, die den Prüfungsablauf direkt beeinflussen und die du selbst bemerkst.

? Typische Verfahrensfehler, die du sofort melden musst:

Lärm oder Störungen – z. B. Baustellenlärm, laute Gespräche im Nachbarraum
Falsche Prüfungszeit – zu kurz oder zu lang
Extreme Temperaturen – wenn es im Raum zu heiß oder zu kalt ist
Sonstige äußere Störungen – z. B. blendendes Licht oder defekte Technik bei Online-Prüfungen

❗Sofort handeln – warum das wichtig ist

Wenn du einen dieser Fehler bemerkst, musst du ihn unverzüglich (also sofort!) melden – nicht erst nach der Prüfung. Beispiel: Falls es im Raum unerträglich heiß ist, solltest du das melden, sobald du dich beeinträchtigt fühlst – nicht erst bei der Abgabe der Klausur!

Der Grund: Die Prüfungsaufsicht hat dann noch die Chance, den Fehler zu beheben (z. B. Fenster öffnen, Zeit anpassen). Meldest du das Problem zu spät, kannst du es später nicht mehr als Anfechtungsgrund nutzen!

⚠️ Ausnahme: Prüfer ist befangen

Falls du das Gefühl hast, dass dein Prüfer voreingenommen oder unfair ist, musst du das nicht direkt in der Prüfung ansprechen – das wäre oft unangemessen. Trotzdem solltest du so schnell wie möglich nach der Prüfung offiziell Beschwerde einlegen.?

Tipp: Falls du während der Prüfung auf einen Verfahrensfehler stößt, sprich die Prüfungsaufsicht an und dokumentiere das Problem, falls möglich. So hast du später bessere Chancen, deine Prüfung anzufechten!


4. Schritt-für-Schritt-Anleitung: So legst du Widerspruch ein

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Prüfung falsch bewertet wurde oder ein Verfahrensfehler vorliegt, kannst du einen Widerspruch einlegen. Damit das klappt, solltest du strukturiert vorgehen. Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie du deine Chancen erhöhst!

1️⃣ Erster Schritt: Prüfer oder Prüfungsamt kontaktieren

?Schnell handeln: Melde dich sofort nach Bekanntgabe der Note beim Prüfer oder Prüfungsamt.
?Ziel: Vielleicht liegt nur ein Missverständnis vor, das sich ohne offiziellen Widerspruch klären lässt.
?Tipp: Falls nötig, beantrage eine Akteneinsicht (z. B. deine Klausur, Bewertungsprotokolle).

Wichtig: Fristen beachten! Die Einsichtnahme muss oft zeitnah nach der Notenverkündung erfolgen.

2️⃣ Schriftlicher Widerspruch: So geht’s richtig

Falls das Gespräch nichts bringt, musst du deinen Widerspruch schriftlich einreichen.

? Wichtige Regeln:

An wen? Das Prüfungsamt oder den Prüfungsausschuss
Frist? Meist 1 Monat nach Bekanntgabe der Note (steht in der Rechtsbehelfsbelehrung)
Wie? Schriftlich und handsigniert (E-Mail reicht oft nicht)

3️⃣ Beweise sammeln: Deine besten Argumente

Ohne Beweise wird es schwer, deshalb solltest du deine Argumente gut belegen:

Bewertungsfehler:
? Fachliteratur, die deine Lösung stützt
? Dokumentierte Bewertungsfehler (z. B. falsche Punktvergabe)

Verfahrensmängel:
? Prüfungsprotokolle (z. B. laute Störungen, falsche Zeitvorgaben)
? Zeugenaussagen von Mitprüflingen

Täuschungsvorwürfe:
? Falls dir Plagiat oder Schummeln vorgeworfen wird, können technische Gutachten helfen (z. B. zur Plagiatsprüfung).

Gutachten einholen:
? Falls dein Fall kompliziert ist, kann ein juristisches oder fachliches Gutachten sinnvoll sein. Anwälte für Prüfungsrecht können dir eine Einschätzung geben.

✍️ So formulierst du deinen Widerspruch:

Betreff: „Widerspruch gegen das Prüfungsergebnis vom [Datum]“

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit lege ich Widerspruch gegen das Ergebnis meiner Prüfung im Fach [Fachname], abgelegt am [Datum], ein.

Ich bin mit der Bewertung aus folgenden Gründen nicht einverstanden:
[Begründung mit Beispiel] (z. B.: „Die Antwort auf Frage X wurde als falsch gewertet, obwohl sie laut [Quelle] korrekt ist.“)

Ich beantrage daher eine erneute Überprüfung der Bewertung bzw. eine Wiederholung der Prüfung.

Mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]
[Deine Unterschrift]


5. Alternative Lösungen: Was tun, wenn die Anfechtung scheitert?

Manchmal bringt eine Prüfungsanfechtung nicht das gewünschte Ergebnis – aber kein Stress, es gibt noch andere Wege, mit der Situation umzugehen! ?

1️⃣ Prüfung wiederholen – zweite Chance nutzen

Oft ist die einfachste Lösung, die Prüfung einfach nochmal zu schreiben. Viele Hochschulen bieten eine Wiederholungsprüfung an, oft innerhalb eines Jahres. Nutze die Zeit, um dich besser vorzubereiten und aus deinen Fehlern zu lernen. ?✨

2️⃣ Prüfungsunterlagen checken & Punkte nachrechnen

Hol dir deine Prüfungsunterlagen und schau genau nach:

Sind alle Punkte richtig gezählt? Manchmal passieren Rechenfehler.
Wurden alle Teilleistungen bewertet? Falls nicht, könnte das ein neuer Grund für eine Anfechtung sein.
Gab es formale Fehler? Zum Beispiel eine falsche Aufgabenstellung oder Bewertungsmaßstäbe, die nicht eingehalten wurden.

Falls du Fehler findest, kannst du vielleicht doch nochmal Einspruch einlegen! ?

3️⃣ Hilfe holen – du bist nicht allein!

Wenn du unsicher bist, kannst du dir Unterstützung holen:

?Fachschaften oder Studierendenvertretungen – die kennen sich mit Prüfungsrecht oft gut aus.
?Ombudsstelle oder Prüfungsamt – hier kannst du dich über weitere Möglichkeiten beraten lassen.
?Anwalt für Prüfungsrecht – wenn du glaubst, dass deine Prüfung unfair bewertet wurde.

4️⃣ Weitere Möglichkeiten überlegen

Falls die Prüfung wirklich nicht zu schaffen ist, gibt es vielleicht andere Lösungen:

? Studiengang oder Hochschule wechseln – wenn du merkst, dass das Fach nicht zu dir passt.
? Nachteilsausgleich beantragen – falls es besondere Umstände gab (z. B. gesundheitliche Probleme).
? Prüfung doch nochmal anfechten – wenn du nach der Wiederholungsprüfung merkst, dass bei der ersten etwas nicht gestimmt hat.

Jede Situation ist anders – überleg dir gut, was für dich die beste Lösung ist, und hol dir bei Bedarf Unterstützung! ??


6. Fazit: Wann lohnt sich eine Prüfungsanfechtung wirklich?

Eine Prüfungsanfechtung kann dir helfen, eine ungerecht bewertete Prüfung nochmal überprüfen zu lassen. Aber lohnt sich der Aufwand wirklich? Hier erfährst du, wann es sinnvoll ist, welche Chancen du hast und wie du dich in Zukunft besser vorbereiten kannst! ?

⚖️ Chancen und Risiken abwägen

Ob sich eine Prüfungsanfechtung für dich lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab. Hier ein Überblick:

✅ Gute Gründe für eine Anfechtung❌ Wann es sich eher nicht lohnt
Bewertungsfehler  – Deine Antwort ist laut Fachliteratur richtig, aber wurde als falsch gewertet.Schlechte Vorbereitung  – Wenn du weißt, dass du einfach zu wenig gelernt hast.
Formale Fehler  – Punkte wurden falsch addiert oder eine Frage war missverständlich gestellt.Fehlendes Beweismaterial  – Ohne Beweise wird die Anfechtung schwierig.
Verfahrensmängel  – Z. B. unfaire Prüfungsbedingungen oder technische Probleme.Subjektives Empfinden  – „Ich hätte eine bessere Note verdient“ reicht nicht als Begründung.
Plagiats- oder Täuschungsvorwurf – Wenn du unschuldig bist, kannst du mit Beweisen dagegen vorgehen.Knappe Zeit  – Eine Anfechtung kostet Zeit und Nerven, die du besser ins Lernen stecken könntest.

? Tipp: Wenn du unsicher bist, ob sich eine Anfechtung lohnt, sprich zuerst mit dem Prüfer oder dem Prüfungsamt. Manchmal lassen sich Probleme so schon lösen!

? Wichtige Tipps für die nächste Prüfung

Damit du es gar nicht erst zu einer Prüfungsanfechtung kommen lassen musst, kannst du dich mit ein paar einfachen Tricks besser vorbereiten! ?

1️⃣ Richtig lernen – statt nur auswendig zu pauken

? Versteh die Inhalte wirklich, anstatt nur Fakten auswendig zu lernen.
? Nutze verschiedene Lernmethoden (Karteikarten, Videos, Mindmaps).
? Erkläre den Stoff jemand anderem – so merkst du, ob du ihn wirklich verstanden hast!

2️⃣ Häufige Fehler vermeiden

? Nicht erst kurz vor der Prüfung anfangen! Plane dein Lernen frühzeitig.
? Unterschätze die Prüfungsanforderungen nicht – schau dir alte Prüfungen an.
? Achte auf klare und vollständige Antworten, um unnötige Punktabzüge zu vermeiden.

3️⃣ In der Prüfung selbst klug vorgehen

✅ Lies die Aufgaben genau – oft verstecken sich kleine Details!
✅ Plane deine Zeit gut ein, damit du alle Fragen schaffst.
✅ Falls du unsicher bist, schreib trotzdem eine Antwort – vielleicht gibt es Teilpunkte!

? Fazit: Anfechten oder nicht?

Eine Prüfungsanfechtung kann in manchen Fällen sinnvoll sein, aber sie ist kein Selbstläufer. Überlege gut, ob es sich lohnt, oder ob du deine Energie lieber in die Vorbereitung für die nächste Prüfung steckst. Mit der richtigen Strategie kannst du von Anfang an die besten Chancen auf eine gute Note haben! ??