Thema Berufswahl

Motivationscoach Frank Wilde:”Beweg deinen Arsch!”

Blaues Schild Work Harder
Work Harder – Foto: unsplash.com

Null Bock auf Ausbildung? Geht gar nicht!…azubister hat sich mit Motivationscoach Frank Wilde über das Thema Ausbildung und Motivation unterhalten. Im Interview gibt er viele Tipps, vor allem hinsichtlich der persönlichen Einstellung.

Unpünktlichkeit ist ein No-Go

azubister: Viele Schüler stehen kurz vor Ende ihrer Schullaufbahn etwas ratlos da. “Welchen Beruf soll ich wählen? Wie geht’s weiter?” Was können Sie Schülern raten, um diese Orientierungslosigkeit loszuwerden?

Frank Wilde

© Frank Wilde – Motivationscoach Frank Wilde: “Beweg deinen Arsch”

Wilde: Als allererstes muss ich wissen was ich will, denn das ist die Voraussetzung für alles im Leben. Mein Leben kann mir nie etwas präsentieren, wenn ich nicht genau weiß, was ich will. Daran scheitern übrigens 95% aller Menschen. Das ist nicht nur ein Phänomen bei Schülern oder Berufsanfängern, sondern es zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Der erste Schritt, das zu bekommen was ich will, heißt ich muss wissen was ich will. Da jeder Mensch besondere Fähigkeiten besitzt, muss er sich auf diese besinnen und seine Stärken mehr nutzen. Ratschläge sind auch Schläge. Schüler sollten auf ihre Begabung und ihr Bauchgefühl hören. Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten, die ihm durch sein Gehirn und seinen Körper mitgegeben wurden. Diesen Fähigkeiten sollte man unbedingt nachgehen. Um Berufe hautnah zu erleben, können Schüler in Betriebe „hineinschnuppern“ (z.B. durch Schnupperlehren, Ferienarbeit, Praktikum). So können sie herausfinden, welcher Bereich ihnen besonders liegt. Werden Jugendliche in Ausbildungen gezwungen, die ihnen nicht liegen, werden sie in diesem Fach nie wirklich gut.

azubister: Oft hört man von der sogenannten “Null Bock” Einstellung. Wie kann man das verhindern? Was sollten sich junge Leute klar machen, wenn Sie ins Berufsleben einsteigen wollen?

Wilde: Diese „Null Bock“ Generationen gibt es “Gott sei Dank” ja nicht überall. Das ist eine Minderheit. Wir Deutschen stehen in Europa ganz gut da. „Null Bock“ haben wir uns teilweise selbst anerzogen. Leider wird hier von Seiten der Verantwortlichen zu kurz gedacht. Krisen werden selbst erzeugt. Lehrer und Eltern müssen die Jugendlichen immer wieder darauf hinweisen, dass sie gerade am Anfang des Berufslebens die Weichen für kommende Zeiten stellen. Das bedeutet, dass ich nicht irgendetwas mache, sondern schon die ersten Jahre richtig einschätzen muss. Hier gibt es einen hilfreichen Satz: Gibt es für diese Lehre oder jene Ausbildung ein „Bedingungsloses Ja“?  Wenn ich von Anfang an mit Kompromissen lebe, wird das ganze Leben wischiwaschi. Wenn es kein „Bedingungsloses Ja“ gibt, dann mache ich diese Ausbildung halt nicht, oder orientiere mich neu. Wenn ich aber wählen kann, wäge ich genau ab, wo sind die meisten Schnittmengen oder Gemeinsamkeiten für diesen Job. Was macht mir am meisten Spaß und sehe ich mich nach der Ausbildung auch noch in diesem Berufszweig? Wenn ich zu 90% sagen kann, diese Ausbildung, damit kann ich mich anfreunden, wäre es schon ausgezeichnet. Irgendetwas anzunehmen um überhaupt etwas zu haben, ist meiner Meinung nach nicht klug, da der Mensch latent unzufrieden und unglücklich wird und mit einem dicken Hals zur Arbeit geht. Noch mehr unglückliche, innerliche Kündigungen, brauchen wir in Deutschland nicht. In der letzten ZDF Terra X Sendung wurde gesagt, dass nur 12% der Deutschen hochmotiviert zur Arbeit gehen. Wenn das stimmt wäre dies allerdings ein sehr bedenklicher Zustand, den es zu überprüfen gilt.

azubister: Was sind absolute NoGo´s in der “persönlichen Einstellung” (Unpünktlichkeit etc.)?

Wilde: Sollte ich der notorische „Zuspätkommer“ sein, kommen alle Ziele, die ich mir gesteckt habe zu spät. Wie ich zum Leben bin, ist das Leben zu mir zurück. Zu spät kommen ist eine nicht zu entschuldigende Flegelei. Dabei brauche ich doch nur meine Uhr um 10 Minuten vor laufen zulassen oder etwas eher zu meinem Termin fahren. Ist mir etwas sehr wichtig, komme ich nicht zu spät. Und äußere Umstände zählen dabei schon gleich gar nicht. 20% der Dinge die einem Menschen geschehen, waren zwar tatsächlich die äußeren Umstände, aber 80% waren sein Herzmagnet. Alles was mir einmal passiert, geschieht mir kein zweites Mal. Sollte es mir ein drittes Mal passieren, geschieht es immer wieder, bis ich meine Denkweise überdenke. Leider denken viele Menschen falsch und dann passiert einem das Falsche. Das ist eine Gesetzmäßigkeit. Dieses Gesetz nennt man Gesetz des Sogs. Ich erzeuge in mir ein Vakuum und dieses saugt mich zu meinen unmittelbar von mir im Voraus gedachten Denkmustern.

“Setzt euch hohe Ziele!”

azubister: Sollte man sich in seinem Leben kleine Ziele (Step by Step) oder lieber gleich ganz große (sogar utopische) Ziele setzten?

Wilde: Meiner Meinung nach kann ein Ziel nicht hoch genug gesteckt sein. Mit dieser Einstellung ecke ich zwar immer wieder an, aber ich will meinen Standpunkt gern erklären. Setze ich mir ganz hohe nahezu utopische Ziele, mache ich automatisch mehr um diese Ziele auch zu erreichen. Wenn ich mehr ausprobiere, gelingt mir mehr. Dadurch werde ich frech. Nicht pampig, aber frech. Ich probiere noch mehr aus und es gelingt mir natürlich immer mehr. Bin ich gedanklich in einem Teufelskreis gefangen, wo ich mir kleine, oder noch schlimmer, Etappenziele setze, ist die Gefahr sehr groß beim kleinsten Missgeschick aufzugeben, zu scheitern, oder gar hinzuwerfen. So nach dem Motto. „Geht sowieso nicht“. Wer nicht verliert, hat den Sieg nicht verdient, singt Udo Jürgens in einem seiner Lieder. Nichts im Leben ist wirklich falsch. Selbst eine Uhr die stehen geblieben ist, geht zweimal am Tag richtig. Aus Missgeschicken lernt der Mensch viel mehr, als wenn immer alles gleich funktioniert. Normalerweise müssten Menschen ganz viele Probleme haben und meistern, da man daran wächst und sich weiterentwickelt. Alle Großen dieser Welt mussten Niederlagen hinnehmen. Das gehört zum Leben dazu.

azubister: Was können Sie Jugendlichen sonst noch zum Start ins Berufsleben raten?

Wilde: Reißt so viel wie möglich an Euch. Ausbildung ist eine Hol- und keine Bringschuld. Zeigt Euren Ausbildern und Berufsschullehrern, dass Ihr es wirklich drauf habt und diesen Job wollt. Sprüht vor Begeisterung und Leidenschaft für Euer Tun. Empfehlt Euch in der Ausbildung jeden Tag jetzt schon für Spitzenpositionen. Vergesst nicht, Ihr werdet beobachtet und zwar von Leuten, von denen Ihr es vielleicht nicht denkt. Chefs wissen ganz genau, wo die Topleute im Unternehmen sind und wo die Schnarchnasen und Dummschwätzer sitzen und dämlich quatschen. Stelle Dir immer wieder die Frage: Würdest Du Dich selbst noch einmal einstellen und bezahlen? Bist Du einer von den Meinungsträgern im positiven Sinne? Bist Du die Stütze Deines Unternehmens? Bist Du fleißig und hilfsbereit? Bringst Du Dich jederzeit konstruktiv ein? Wenn Du alle mit Fragen mit JA beantworten kannst, musst Du Dir nie wieder Gedanken um Deine Karriere machen, denn Du wirst von nun an immer lukrative Angebote erhalten und von Headhuntern gejagt.

azubister: Wenn Sie zurückdenken: wie war das damals als Schüler bei Ihnen, als es um das Thema Berufswahl ging? Hatten Sie genaue Vorstellungen wo es hin gehen sollte?

Wilde: Ich wusste schon immer, dass ich einen Job wollte, wo ich meine große Klappe einsetzen kann. Einige sind begabt im Handwerk, ich bin begabt mit meinem Mundwerk. Ich habe schon als Kind immer meinen Mund für meine Interessen eingesetzt. Wichtig dabei ist, dass man rechtzeitig weiß, wann man den Mund halten muss.

azubister: Wie ging es nach der Schule weiter?

Wilde: Ich hatte genau vier Lehrstellen zur Auswahl, da ich persönlich bei den Firmen aufschlug und ganz frech nach einer Lehrstelle gefragt habe. Eine als Maler, eine als KFZ Mechaniker und zwei als Verkäufer im Einzelhandel. Ich entschied mich für den Verkäufer. Meine Fähigkeiten wurden oder wollten zur damaligen Zeit 1976 im Betrieb nicht erkannt werden. Es war von den arroganten Abteilungsleitern bei meinem damaligen Arbeitgeber nicht erwünscht, zu denken oder seine Gedanken auszusprechen. Also musste ich nach meiner kurzen Ausbildung einen Job finden, in dem ich meine Fähigkeiten zeigen konnte und es erwünscht war zu reden. Die Möglichkeiten erkannten und ermöglichten mir meine damaligen Chefs in der Versicherungswirtschaft. Sie unterstützten, bestärkten, forderten und förderten mich zu jeder Zeit und das hat mir sehr geholfen mich weiter zu entwickeln.

azubister: Drei Worte, wenn Frank Wilde an das Thema Berufsausbildung denkt?

Wilde: Wenn ich drei Attribute zum Thema Berufsausbildung nennen soll, sind es diese:

  • Fleiß
  • Engagement
  • Arbeiten

azubister: Wo kann man Sie demnächst live erleben?

Wilde: Oh da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Entweder in einem meiner öffentlichen Seminare, auf Unternehmertagen, auf Kreuzfahrtschiffen oder in Deutschsprachigen Ferienanlagen, wo ich von Reiseveranstaltern als Speaker im Ausland gebucht werde. Termine sind aktuell immer auf www.frankwilde.de zu entdecken.

azubister: Was können Besucher bei einer Frank Wilde Liveshow erwarten?

Wilde: Sie erleben einen Coach, der mit Herzblut ein Feuerwerk der Begeisterung für seine Teilnehmer brennt. Der nicht immer nur nett sondern auch heftig sein kann. Ein Trainer hat nur ein Ziel: “Die Mannschaft muss gewinnen!“ Und ich will, dass meine Zuhörer nach meinen Vorträgen abgehen wie ein Zäpfchen und die Welt umkippen. Die sich auf das Abenteuer Leben stürzen und alles ausprobieren um alles zu bekommen was sie wollen. Wenn ein Mensch weiß was er will, geht es nicht, dass er sein Ziel nicht erreicht. Warum? Er hat es gedacht. Und ich zeige den Leuten, wie sie Ihr Gehirn, was uns von der Natur geschenkt wurde, richtig einsetzen. Denn mein Gehirn will alles für mich tun. Du musst nur wissen wie Du es richtig gebrauchst.