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Bianca Kersthold im Interview: Eine angehende Mechatronikerin spricht über ihre Ausbildung und die beruflichen Perspektiven

Bild von Fabian Kragenings auf Pixabay

Bianca Kersthold begann 2020 ihre Ausbildung zur Mechatronikerin für Betriebstechnik. Nun ist sie bereits im dritten Lehrjahr und absolviert Anfang 2023 ihre Abschlussprüfungen

azubister: Du machst eine Ausbildung zur Mechatronikerin für Betriebstechnik. Für Frauen eher ein untypischer Beruf. Wie bist du an die Ausbildung gekommen oder was hat dich daran interessiert?

Bianca: Wir hatten damals an unserer Schule das Angebot eines Wahlpflichtfaches, also entweder Theater, Französisch oder auch Technik. Ich habe mich damals für Technik entschieden, weil ich das eigentlich ganz cool fand und mein Vater auch in dem Bereich tätig ist. Dieses Fach habe ich dann auch in der Oberstufe weiter belegt, aber auch Physik. Beides hat mir einfach sehr viel Spaß gemacht.
Als es dann im letzten Jahr vor dem Abitur darum ging, okay, was mache ich nach meiner Schulzeit, wollte ich nicht direkt mit einem Studium starten. Ich habe dann versucht, mich auf verschiedenen Wegen zu informieren, was mich überhaupt interessiert. Ich habe viel im Internet recherchiert, außerdem war ich bei der Agentur für Arbeit und schließlich habe ich mich für den Beruf der Mechatronikerin entschieden.

azubister: Wie lief denn dein Bewerbungsverfahren ab? Musstest du eine ganz normale Bewerbung verfassen und hast danach Tests absolviert?

Bianca: Zuerst kam das ganz normale Standardverfahren, Bewerbung und einen Lebenslauf einreichen. Danach wurde man eingeladen. Ich habe mich bei verschiedenen Unternehmen beworben und mehrere haben mich zu einem Test vor Ort eingeladen. Zum Teil waren die Tests noch auf Papier, aber überwiegend digital über ein Tablet oder einen Computer. 

azubister: Wie lange dauert deine Ausbildung denn normalerweise und gibt es auch die Möglichkeit, diese zu verkürzen?

Bianca: Meine Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, zu verkürzen. Es gibt sogar die Möglichkeit, ein ganzes Jahr vorzuziehen, dafür braucht man allerdings verschiedene Qualifikationen. Leider bin ich darüber nicht informiert, weil das für mich nicht in Frage kam. Das verkürzen bezieht sich dann auf ein halbes Jahr, da fehlt einem quasi diese Zeit zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung. Das muss man dann selbstständig erarbeiten.

azubister: Du bist am Anfang unseres Interviews auch schon ein bisschen auf deine Schulfächer aus der Gesamtschul-Zeit eingegangen. Was würdest du sagen, welche Schulfächer haben dir jetzt in der Ausbildung weitergeholfen?

Bianca: Mathe auf jeden Fall. Physik ist auch hilfreich und wenn man in der Schule noch Informatikunterricht hatte ist das auch von Vorteil.
Wobei das alles auch kein Muss ist! Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt und zeigt, dass man es schaffen möchte, dann schafft man es auch mit einer etwas schlechteren Mathe-Note.

azubister: Für deinen Beruf ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben, bevorzugt wird aber die mittlere Reife. Ist das in Wirklichkeit auch so?

Bianca: Ja, doch. Das würde ich schon unterschreiben. Mittlere Reife oder alles darüber hinaus wird gerne gesehen. Das hört man auch von anderen Azubis in der Berufsschule immer wieder. 

azubister: Und jetzt die wohl interessanteste Frage für unsere Leser. Wie viel verdienst du während deiner Ausbildung?

Bianca: Ich werde nach dem IG Metall Tarif bezahlt und die Zahlen sind schon ganz nett im Ausbildungsvergütungs-Bereich. Ich komme jetzt ins dritte Lehrjahr und verdiene Netto um die 1.000 Euro. Im ersten Lehrjahr hat es mit um die 900 Euro Netto begonnen.

azubister: Wie sieht das denn mit deiner Urlaubsplanung aus ? Bist du da frei in der Entscheidung, wann du Urlaub nehmen kannst oder bist du an feste Zeiten gebunden?

Bianca: Ich persönlich bin aktuell eher an die Ferien gebunden, wobei ich das auch theoretisch ausweiten könnte. Zum Beispiel könnte ich eine Woche vor und zwei Wochen in den Ferien nehmen. Dadurch, dass ich aber auch Schulblöcke habe und auch Lehrgänge, bin ich schon an gewisse Zeiten gebunden. Das kann aber auch nach Betrieb variieren, obwohl die sich natürlich auch an Schulblöcke und Lehrgänge halten müssen.

azubister: Und wie ist so der Unterricht in der Berufsschule gestaltet? Erzähl uns doch einmal ein bisschen von einem deiner Schultage. Wie fängt dein Tag an und wie hört er auf?

Bianca: Eigentlich ist es ein normaler Schultag, wie früher. Ich fand die Umstellung jetzt nicht so extrem. Um 7.55 Uhr beginnt der Unterricht. Wir haben verschiedene Fächer, die im Blockunterricht stattfinden. Das bedeutet zwei mal 45 Minuten Unterricht. Unsere Fächer sind größtenteils auf unsere Prüfungen abgestimmt. Wir arbeiten viel digital, also mit Computern oder Tablets und verschiedenen Programmen. Corona bedingt war mein erster Schulblock online, das hat aber tatsächlich gut funktioniert. WBL ist zum Beispiel ein Fach, das auch geprüft wird. Englisch ist weiterhin noch vorhanden, leider (Bianca lacht).
Ist aber auch wichtig, da vieles ja mittlerweile ins Englische geht.
Meistens bekommen wir erst schriftliche Aufgaben und versuchen diese danach digital oder praktisch umzusetzen. Wir versuchen Prozesse zu gestalten oder auch Programme runter zu schreiben.

azubister: Und jetzt quasi das Gegenteil, wie sieht ein Tag bei dir im Betrieb aus? Was sind deine Aufgaben?

Bianca: Jeder Tag bei uns sieht anders aus. Da gleicht wirklich kein Tag dem anderen. Man kann auch nie abschätzen, was passieren wird. Dadurch dass wir in großen Hallen an verschiedenen Maschinen oder Fahrzeugen arbeiten, kann das auch immer mal was passieren oder irgendwo ein Fehler auftreten. Meistens gibt es morgens erstmal eine Besprech-Runde, da wird dann mit den Kolleg:innen besprochen, was es gibt und dann wird das den Tag über abgearbeitet. Meistens gucken wir uns die Probleme dann erstmal an und entscheiden, wie wichtig ist das, haben wir dafür überhaupt noch Teile oder müssen gegebenenfalls neue bestellt werden.

azubister: Was war denn bis jetzt dein schönstes Ausbildungs-Erlebnis?

Bianca: Auf jeden Fall das Miteinander mit den Kolleg:innen. Es gibt immer so kleine Schlüsselmomente. Gerade wenn man neu ist und das Gefühl hat, angekommen zu sein. Das war bei mir der Fall, als ich einen eigenen Bereich zugeteilt bekommen habe und dort dann auch alleine und frei arbeiten durfte. 

azubister: Gibt es irgendwas, was du gerne vor deiner Ausbildung gewusst hättest? Egal ob positiv oder negativ.

Bianca: Man muss Durchhaltevermögen haben und man sollte sich vor der Ausbildung genau über den Beruf oder das Unternehmen informieren. Natürlich könnte man danach immer noch eine Umschulung machen, aber ich persönlich möchte die Sachen durchziehen, die ich angefangen habe. Man sollte auf jeden Fall zielstrebig sein.

azubister: Also würdest du auch sagen, dass der Beruf Mechatroniker:in eine Zukunft hat?

Bianca: Oh, auf jeden Fall! Dadurch dass wir komplett in die ganzen Prozesse eingebunden sind, durch die mechanischen oder elektronischen Bereiche, sind wir schon sehr umfassend.
Ich kann also später in beiden Bereichen gut eingesetzt werden. 

azubister: Da können wir direkt anknüpfen. Wie kann man denn als Mechatroniker:in aufsteigen? Was für Perspektiven bringt der Beruf mit sich? Hast du dich damit schon beschäftigt?

Bianca: Dadurch, dass ich das Glück habe, meine Ausbildung verkürzen zu können, ist dann auch die große Frage, was mache ich danach?
Ich habe Abitur gemacht, deswegen wäre Studieren eine Option. Allerdings kann man sein Fachabitur auch begleitend zur Ausbildung an der Schule nachholen. Das Studium wäre dann wahrscheinlich auch im Bereich Mechatronik oder Elektrotechnik. Wenn man sagt, ich möchte nicht studieren, kann man auch den Techniker oder Meister dranhängen.

azubister: Das klingt auf jeden Fall sehr spannend! Danke für deine Zeit.

Dieses Interview führte Isabelle Radtke