Berufsfeld Gesundheit

Interview: Azubis zur Bestattungsfachkraft haben den Tod als ständigen Begleiter

Sarg in Leichenwagen
Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft – Foto: unsplash.com

Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist noch eine eher “junge” Berufsausbildung – gibt es diese erst seit 10 Jahren. Der Tod spielt hier eine zentrale Rolle. Bestattungsfachkräfte erbringen im Rahmen eines Todesfalles umfassende Dienstleistungen. Angefangen von der Beratung sowie Betreuung von Hinterbliebenen, der Überführung und Versorgung von Verstorbenen bis hin zur Bestattung selbst- das Aufgabenfeld ist groß. azubister hat sich mit dem Kölner Bestatter Christoph Kuckelkorn und seiner Auszubildenden Selina Wallersheim über diesen Ausbildungsberuf unterhalten.

azubister: Welche Voraussetzungen sollten angehende Azubis zur Bestattungsfachkraft mitbringen?

Kuckelkorn: Kaum einer weiß, dass man bei einem Bestattungsunternehmen eine Ausbildung machen kann. Als Anforderung setzte ich voraus, dass die Person 18 Jahre alt ist, da man schon mit vielen besonderen Situationen umgehen muss, die eine gewisse Reife verlangen. Ansonsten ist wichtig, dass der Bewerber einfach passt. Schulnoten sind hierbei erst einmal zweitrangig – ich brauche gefestigte, ernsthafte und einfühlsame Persönlichkeiten. Da man mit Randbereichen des Lebens in Kontakt kommt, braucht man eine gewisse Stärke. Deswegen mache ich mit jedem Bewerber vor Beginn der Ausbildung eine Probewoche.

azubister: Warum hast du dich für den Ausbildungsberuf entschieden?

Selina: Ich habe vor der Ausbildung schon in einem Seniorenheim gearbeitet. Da habe ich den ersten Kontakt zum Umgang mit Sterbefällen bekommen. Das fand ich spannend und vor allem sehr ergreifend. Dadurch ist die Idee entstanden in den Bestatter-Beruf reinzuschnuppern und ich habe hier ein Praktikum gemacht. Anschließend habe ich mich für die Ausbildung entschieden. Nach meinem Realschulabschluss war die Entscheidung für eine duale Ausbildung genau das Richtige.

azubister: Welche Aufgaben müssen in der Ausbildung übernommen werden?

Selina: Es finden schon recht viele Abholungen von Verstorbenen, zum Beispiel aus Altenheimen, statt. Dann natürlich die Versorgung und fast täglich eine Beerdigung. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich. Wir haben technische Aufgaben wie auch Bürotätigkeiten. Wir müssen viele bürokratische Aufgaben übernehmen. So regeln wir alles beim Standesamt, kümmern uns um Abmeldungen und Sterbeurkunden. Wir übernehmen den Schriftwechsel mit Versicherungen und nehmen hier den Angehörigen einfach viel Arbeit ab.

Kuckelkorn: Bei der Vorbereitung einer Beerdingung sind wir zuständig für die Dekoration sowie Organisation. Kränze müssen aufgestellt und die Grabstellen dekoriert werden. Hier muss man auch ein wenig kreativ sein und “Auge” haben. Was die Wenigsten wissen ist, dass man in der Ausbildung den Umgang mit Toten fremder Kulturen und Religionen lernt. Wir müssen nicht nur Christen beerdigen, sondern auch Muslime, Buddhisten oder Hindus. Im ersten Jahr der Ausbildung lernt man eher den technischen Bereich, wie eben Abholung oder Versorgung von Verstorbenen. Das ist die Basis. Später kommt dann die Büroarbeit dazu. Die konkrete Beratung und Begleitung von Angehörigen kommt am Ende der Ausbildung, da man hier schon eine fundierte Basis braucht. Wenn man unseren Beruf umschreibt, kann man sagen, dass wir eine Art Eventmanager sind. Wie bei einer Hochzeit kümmern wir uns um den Ablauf einer Veranstaltung. Der Unterschied sind natürlich die emotionalen Vorzeichen, dennoch muss auch hier viel organisiert werden. Wir kümmern uns um Essen, um Trinken und um Musik. Wir schreiben Einladungskarten, setzten Zeitungsanzeigen und organisieren Dekorationsartikel.

azubister: Wie können wir uns eine Versorgung eines Verstorbenen vorstellen?

Selina: In einer Versorgung wird der Verstorbene für die Abschiedsnahme vorbereitet. Typische Aufgaben sind hier die Waschung und kosmetische Aufbereitung (zum Beispiel das Schminken) des Verstorbenen.

azbister: Was bringt dir besonders Freude am Beruf?

Selina: Besonders schön finde ich die Beerdigung. Hier sieht man, dass man für die Trauergemeinschaft einen Raum geschaffen hat, in welchem diese würdig Abschied nehmen kann. Auch die Versorgung selbst von Verstorbenen find ich interessant: man sieht hier, was man geschaffen hat und weiß, dass man nun auch für die Angehörigen eine wichtige Aufgabe übernommen hat. Ich kann sagen, dass der Beruf mir sehr gut gefällt und mich erfüllt. Und wenn Angehörige eines Verstorbenen dankbar für die geleistete Arbeit sind, ist das eine große Bestätigung.

azubister: Ist der Beruf auch belastend?

Selina: Beerdigungen können schon sehr mitreißend sein. Aber man hat schon eine gewisse Professionalität. Ein Arzt hat ja beispielsweise auch belastende Aufgaben, muss diese aber mit Abstand durchführen um gute Arbeit leisten zu können. Bei uns ist das denke ich sehr ähnlich.

azubister: Wie ist das in der Berufsschule? Ist man hier “Sonderling”?

Selina: Ich gehe 2 mal pro Woche in die Berufsschule, wobei ich mit Bürokaufleuten die gleiche Klasse besuche. Man wird hier schon recht viel gefragt über den Ausbildungsberuf, aber eine Stellung als Sonderling habe ich da nicht.

Das Unternehmen Kuckelkorn gibt es 1885 in Köln. Christoph Kuckelkorn ist Inhaber und führt das Unternehmen in der 5ten Generation. Das Unternehmen hat im Kölner Raum mehrere Standorte und ist ein traditionsreiches Familienunternehmen.