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Immobilienkaufmann im Interview – Von der Ausbildung bis zum Berufseinstieg

Foto von zinkevych via Adobe Stock

Christoph Zieren ist ausgebildeter Immobilienkaufmann. Eine Welt zwischen Mietverhältnis und Schadensabwicklung. azubister hat er erzählt, wie seine Ausbildung abgelaufen ist und was er gerne vor seiner Ausbildung gewusst hätte.

azubister: Hallo Christoph! Erzähl doch einmal, wie bist du zur Ausbildung zum Immobilienkaufmann gekommen und was hat dich daran interessiert?

Christoph: Hallo! Also, es ist ein sehr facettenreicher Beruf – es gibt viele Abteilungen. Man hat einerseits den Bürodienst, aber auch den Kundenkontakt. In der Immobilienbranche hat man den Bau, die Vermietung und Verwaltung im Gewerbe und im nicht gewerblichen Bereich. Darauf gekommen bin ich durch private Kontakte.

azubister: Als Immobilienkaufmann sollte man einen mittleren Schulabschluss haben. Konntest du diese Voraussetzung vorweisen oder bist du über Umwege an einen Ausbildungsplatz gekommen?

Christoph: Den Schulabschluss konnte ich vorweisen. Schulbildung ist immer wichtig! Aber mit Fleiß kriegt man auch in der Immobilienbranche viel hin.

azubister: Kannst du dich noch an dein Bewerbungsverfahren erinnern und hast du Tipps für das Bewerbungsverfahren?

Christoph: Auf jeden Fall sollte man sich vorher ausreichend über die Firma informieren. Auch eine Simulation des Vorstellungsgesprächs mit Mama, Papa oder Freunden kann von Vorteil sein. Ich selber bin über private Kontakte zu meiner Ausbildung gekommen, aber ich kann Ausbildungsmessen empfehlen. Sich da schlau zu machen ist eine gute Idee.

azubister: In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre. Hattest du die Chance, deine Ausbildung zu verkürzen und hast du diese genutzt?

Christoph: Ich hatte von der Schule aus die Chance, meine Ausbildung zu verkürzen, mein Unternehmen wollte das aber nicht. Man ist halt ein halbes oder ein ganzes Jahr früher fertig. Es ist kein Muss, der Lernstress nimmt natürlich auch stark zu, wenn man verkürzt.

azubister: Welche Schulfächer haben dir in deiner Ausbildung weiter geholfen?

Christoph: Das Hauptfach war Immobilienwirtschaft. In dem Fach lernt man eigentlich die Hauptthemen kennen, die man dann auch in der Praxis braucht. Mietverhältnis, Wohnungseigentumsverwaltung bis zum Bauträger sind aber auch interessant und von Vorteil. Buchhaltung ist das schwerste Fach, mit KSK (Kaufmännische Steuerung und Kontrolle. Die zwei Fächer braucht man in der Praxis weniger, da es gelernte Buchhalter gibt, die diese Aufgaben für die Unternehmen übernehmen.

azubister: Kannst du dich noch an deine Zeit in der Berufsschule erinnern? Wie wurden die drei Lehrjahre bei euch unterteilt?

Christoph: Ich hatte immer zwei mal in der Woche Unterricht. Viele mussten danach nicht mehr arbeiten, ich schon (lacht), weil die Schule und das Unternehmen nicht weit auseinander lagen. Drei Jahre am Stück, allerdings nicht im Blockunterricht. In Bochum gibt es die Immobilienschule IWZ, dort hat man Blockunterricht. Bedeutet: Drei Monate Schule und drei Monate arbeiten im Wechsel. In der Berufsschule schreibt man ganz normale Klausuren, wie früher.

azubister: In deinem Beruf hast du oft mit Mieter:innen oder Eigentümer:innen zu tun. Warst du vor deiner Ausbildung schon ein offener Mensch?

Christoph: Ich bin durch meine Ausbildung und meinen Job eine komplett andere Person geworden. Ich war schon ein offener Mensch, aber gerade wenn man mit Mietern Problemgespräche führen muss, geht man dann später schon anders damit um. Ich bin viel selbstbewusster geworden. Ich habe auch kein Problem mehr damit, vor vielen Menschen zu sprechen. Ich meine, ein bisschen nervös ist man immer, das ist auch gut so und gesund, aber ich habe keine Schweißausbrüche mehr.

azubister: Was hättest du gerne vor deiner Ausbildung gewusst?

Christoph: Das ist eine gute Frage! Ich glaube, besser priorisieren zu können. Gerade wenn es dann mal schwierig und stressig wird, mit Wasserschäden oder Stromausfall, wo man schnell reagieren muss. Dann muss man schnell entscheiden, was die wichtigsten ToDo’s sind. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, das merkt glaube ich jeder in der Ausbildung. Manchmal muss man auch die Extrameile gehen, wenn man etwas erreichen will.

azubister: Was hat dir besser gefallen, ein Tag in der Berufsschule oder ein Tag im Betrieb und warum?

Christoph: Das hat sich mit der Zeit eigentlich verändert. Ganz am Anfang meiner Ausbildung war ich lieber in der Berufsschule, weil ich dann nicht arbeiten musste (lacht). Das war dann ein bisschen entspannter. Gegen Ende der Ausbildung wollte ich lieber arbeiten gehen, weil es mir dann auch schon Spaß gemacht hat. Ich glaube, dass es auch immer ein bisschen darauf ankommt, wie sehr man für seinen Job brennt. Wenn es stressig wird, denkt man schon mal an die Schulzeit zurück  und sagt, das war so schön einfach und die Probleme hätte ich jetzt gerne.

azubister: Du scheinst dich noch an deine Ausbildungszeit erinnern zu können. Wie sah ein typischer Tag im Betrieb bei dir aus? Was waren deine Aufgaben?

Christoph: Gerade am Anfang war es viel Arbeit, da man den Beruf ja auch erstmal kennenlernen muss. Viel heften, sortieren und frankieren. Morgens natürlich erstmal reinkommen, den Computer anmachen und die Mails checken. Auch nachschauen, was noch im Stapel vom Vortag liegt. Von Woche zu Woche wurden die Aufgaben auch immer komplexer. Zuerst war es sehr “organisationsmäßig”, danach ging es dann auch immer mehr um den Kundenkontakt. Mit den Jahren steigert sich das alles.

azubister: In welchen Branchen sind Immobilienkaufleute gefragt?

Christoph: Eigentlich in allen Branchen. Auch Rewe oder andere Einzelhandelsunternehmen, die auch selbst Gewerbe haben, brauchen sie. Gewerbe ist eine breitgefächerte Branche, die auch Immobilienkaufleute brauchen, würde ich sagen. Theoretisch könnte auch die Polizei Immobilienkaufleute suchen, die die Gebäude verwalten und instand halten.

azubister: Was war dein schönstes Ausbildungs-Erlebnis?

Christoph: Definitiv mein erster Mietvertrag oder die erste Wohnungsbesichtigung! Wenn man dann die Rückmeldung “Sie haben einen guten Job gemacht” von den Kunden bekommt, das freut einen natürlich. Ich habe damals eine Wohnung vermietet und als Dankeschön der Eltern Schokolade aus der Schweiz bekommen. Und natürlich auch der tägliche Kontakt mit meinen Lieblings-Kollegen.

azubister: Ich danke dir für das Interview!

Dieses Interview führte Isabelle Radtke